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»Gehender Bus« lieber
als in Mamas Auto

Neues Projekt der Universität hilft Schulkindern

Paderborn (WV). Warum von den Eltern fahren lassen, wenn es zu Fuß viel mehr Spaß macht und außerdem gesünder ist? Die Frage haben die Schüler Grundschule Dahl eindeutig beantwort. »Wir sind gut zu Fuß und gehen sowohl morgens und mittags den Weg zur Schule.«
»Walking Bus« - gehender Bus - nennt sich das in England erfolg-reiche Projekt. Das startete jetzt als Deutschlandpremiere Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettscheider, Leiter des Department Sport und Gesundheit der Uni Paderborn, mit seinem Team und mit Unter-stützung der Imagekampagne »Paderborn überzeugt«, der AOK Westfalen-Lippe, der Lehrer, El-tern und des Fördervereins an der Grundschule Dahl.
Auf dem gut 1,5 Kilometer langen Weg vom Wohngebiet Bergsohle sammeln Christoph Malek, Bastian Menke, André Reisch und Sebastian Terb von der Uni die Mädchen und Jungen an den vorher festgelegten Haltestellen ein. Mit jeweils zwei Erwachsenen werden die in reflektierende Westen gekleideten Kinder sicher zur Schule gebracht. »Wir hatten an einem Tag bereits mehr als 30 Kinder, die mit uns zu Fuß unterwegs waren«, freut sich Christoph Malek. Auch Regen könne da nicht stören, sagt er und erzählt vom achtjährigen Richard, der stolz berichtete, dass ihn seine Mama habe mit dem Auto bringen wollen, er jedoch darauf bestand, mit den anderen zu Fuß zu gehen. Die Bewegung vor dem Unterricht tut den Mädchen und Jungen gut. Diese Erfahrung hat auch Schulleiterin Helga Berling gemacht. »Der Fußball vom vergangenen Wochenende ist ausgewertet, die Neuigkeiten werden beim Marsch zur Schule ausgetauscht, die Mädchen und Jungen kommen entspannter bei uns an«, sieht sie ganz klare Vorteile. Eltern, die sich sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder machen, konnten die Organisatoren beruhigen. Mit jeweils zwei Erwachsenen (einer vorne und einer am Ende des »walking bus«) ist genügend Aufsichtspersonal dabei.
Auch Versicherungsfragen sind dank der Unterstützung des Gemeindeunfallversicherungsverbandes kein Thema mehr. Bisher setzen sich die Dahler Grundschüler und auch immer mehr Kindergartenkinder nur montags in Bewegung. »Wenn wir von den Eltern oder anderen Interessierten Aufsichtspersonen noch mehr Unterstützung bekämen, könnte man das Projekt auch an mehreren Wochentagen betreiben«, ist sich Prof. Wolf-Dietrich Brettschneider sicher.
Die Sportmediziner der Uni könnten sich auch eine Ausdehnung auf andere Schulen in Stadt und Kreis Paderborn vorstellen. »Wer weiß, dass dicke Kinder von heute dicke Erwachsene von morgen mit doppelten Risikofaktoren sind, der kann sich vor diesem Projekt nicht verschließen«, ist sich Wolf-Dietrich Brettschneider sicher.

Artikel vom 02.06.2005