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»Das ist ein ein Spiel mit,
nicht gegen Erkenbrecher«

Das zweite Aufstiegs-Finale: Interview mit Wolfsburgs Trainer

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Aufstiegs-Finale, zweiter Teil. Am kommenden Samstag (14 Uhr, VfL-Stadion) trifft Fußball-Regionalligist SC Paderborn 07 auf seinen Ex-Trainer und spielt um seine allerletzte Zweitligachance. Bei den bereits seit Wochen abgestiegenen Amateuren des VfL Wolfsburg muss ein Sieg her. Im Interview mit dieser Zeitung gibt sich VfL-Trainer Uwe Erkenbrecher ganz locker: »Spiele gegen die Top-Teams machen einfach nur Spaß.«

Herr Erkenbrecher, gab's aus Paderborn schon die ersten »Friedensangebote«?Erkenbrecher: Nein, was sollen aus Paderborn auch für Angebote kommen? Die können uns sportlich doch überhaupt nichts bieten. Wir sind abgestiegen, gehen wieder in die Oberliga zurück und beginnen einen Neuaufbau. Der SC Paderborn 07 ist dagegen bald ein Zweitligist.

Dazu muss er erst einmal aufsteigen. Sie haben den SCP neben Eintracht Braunschweig vor der Saison als Aufsteiger getippt. Bleibt es dabei?Erkenbrecher: Natürlich. Bei Paderborn sah es mal überragend aus, jetzt haben sie es zumindest noch selbst in der Hand. Außerdem kann der SCP auch mit einer Niederlage aufsteigen.

Sie fiebern dem Duell mit Ihrem Ex-Klub entgegen?Erkenbrecher: Fiebern ist etwas zu viel gesagt, aber ich freue mich riesig. Das wird ein interessantes Spiel, in dem wir versuchen werden, richtig Gas zu geben. Unser 5:1 gegen Lübeck, das 0:0 gegen Braunschweig oder unser hochverdienter Auswärtspunkt beim 2:2 in Osnabrück: Solche Spiele gegen die Top-Teams machen Spaß. Wir müssen aber über uns hinauswachsen, denn wenn wir eine Supertruppe hätten, wären wir nicht abgestiegen.

Wie »heiß« ist Ihre Mannschaft denn schon?Erkenbrecher: Schwer zu sagen, im Moment werden noch die Wunden nach dem 2:2 gegen Union Berlin geleckt. Da sind wir nach einer 2:0-Führung in der zweiten Hälfte an einigen Stellen völlig eingebrochen. Jetzt muss ich versuchen, am Mittwoch und Donnerstag die Spannung wieder hoch zu bringen. Wir werden uns aber auf jeden Fall sportlich aus der Klasse verabschieden.

Wird's, wie im Hinspiel, auch wieder ein brisantes Duell?Erkenbrecher: Wenn ein Top-Favorit auf eine abgestiegene Mannschaft trifft und Probleme bekommt, ist immer Brisanz im Spiel. Der SCP hatte damals Probleme, weil sich meine Mannschaft nach Kräften wehrte. Aneinander geraten sind mit Roy Präger und Michael Lorenz nur zwei ganz erfahrene Spieler. Uns hat der Platzverweis damals mehr geschadet, mit kompletter Truppe hätten wir das Spiel gewonnen.

Das kann Ihre Elf ja am Samstag nachholen.Erkenbrecher: Im Fußball gibt es keine Regel, nur offene Spiele. Da wundert man sich nach dem Schlusspfiff manchmal, warum man gerade das Spiel gewonnen oder verloren hat. Die Mailänder wissen heute noch nicht, warum sie die Champions League vergeigt haben. Paderborn hat alles in der Hand, das ist ein gutes Argument. Dass die Mannschaft in Münster und gegen Braunschweig so einbricht, hätte ich allerdings nicht für möglich gehalten.

Welche Gefühle spielen am Samstag eine Rolle?Erkenbrecher: Zum VfB Lübeck habe ich noch sehr gute Kontakte, weil ich dort auch Trainer war. Die Beziehung zum SCP ist entspannt und zu Braunschweig habe ich schon wegen der räumlichen Nähe immer einen Draht gehabt. Doch das ist am Samstag nur eine sportliche Auseinandersetzung und ein Spiel mit Erkenbrecher, nicht gegen Erkenbrecher.

Haben Sie sich im Mai auf den Cheftrainerposten in Paderborn beworben?Erkenbrecher: Nein, da gab es auch nie einen Kontakt. Ich habe hier einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben und will den Neuaufbau beginnen. Dieses Jahr haben mit Karsten Fischer und Cederic Makiadi zwei meiner Spieler den Sprung in den Profi-Kader geschafft, das muss unser Ziel sein.

Welche Entscheidungen als Trainer bereuen Sie?Erkenbrecher: Zwei. Meine Wechsel von Lübeck nach Fürth und von Paderborn nach Teheran. Ich habe mich zweimal vom Geld locken lassen. Dabei bin ich ein Trainer-Typ, der ein intaktes Umfeld braucht, in dem ich gut arbeiten kann.

Wie sieht's mit dem Cheftrainerposten bei den Profis aus?Erkenbrecher: Ich spreche häufig mit unserem Manager Thomas Strunz. Wir liegen auch in vielen Dingen auf einer Wellenlänge, aber das war bislang noch nicht unser Thema und wird es auch nicht werden. Aber ausschließen kann man im Fußball ja nichts.

Artikel vom 01.06.2005