30.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gerd Schledde
lässt Schützen
nicht im Stich

Vogelschießen endet erst am Abend

Von Jürgen Spies (Text und Fotos)
Delbrück (WV). Zu so später Stunde ist noch kein Schützenadler in Delbrück erlegt worden: Erst um 20.35 Uhr stand am Samstag beim Vogelschießen der neue König der St.-Johannes-Schützenbruderschaft fest. Oberstleutnant Gerhard Schledde beendete mit dem 200. Schuss nach längerer Schießpause das lange Warten. Zuvor war das Ringen um die Königswürde praktisch in einer Art Sackgasse steckengeblieben.

Denn als es »ernst« wurde und mit jedem Schuss der Vogel hätte aus dem Kugelfang fallen können, wollte niemand mehr ans Gewehr. Das hatte es in Delbrück zuletzt 1976 gegeben; seither gab es nie Probleme, genügend Königsaspiranten zu finden. Was tun?
Oberst Rudolf Fraune - von der Situation durchaus überrascht - behielt klaren Kopf, ordnete um 19.15 Uhr eine Schießpause an und rief den geschäftsführenden Vorstand samt Präses Pfarrer Dr. Thomas Witt zur Beratung zusammen. Das Gespräch dauerte recht lange. »Wir wollten keinesfalls Druck ausüben«, erklärte der Schützenchef zur Begründung.
Um 20.20 Uhr ging es schließlich weiter. Inzwischen gab es sogar drei Schützen, die sagten: »Okay - ich halte drauf«, so dass es zum Schluss dann doch noch einen echten, spannenden Wettbewerb und keine Farce gab. Andreas Schmitz, Hubert Göstenmeier und Gerd Schledde setzten zum Finale an, Schuss um Schuss fiel, ehe die 200. Patrone die Entscheidung brachte. »Schledden Gerd«, der in früheren Jahren sowieso immer schon 'mal mit dem Königsschuss liebäugelt hatte, schoss den letzten kleinen Rest ab und war der umjubelte Mann des Abends.
Der 54-Jährige ist in Delbrück allseits bekannt und beliebt. Seit 1996 ist er Oberstleutnant und bildet mit Oberst Fraune ein gut funktionierendes Team an der Bataillonsspitze. Der selbstständige Tiefbauunternehmer regiert das Schützenvolk mit seiner Ehefrau Ulla, die in der Stadtverwaltung als Personalsachbearbeiterin beschäftigt ist. Die Königsresidenz liegt in der Heinrichstraße.
Vor genau 25 Jahren war Gerd Schledde, der 22 Jahre dem Elferrat des Karnevalvereinvereins Eintracht angehörte, Kronprinz. Er ist Gründungshauptmann der Jungschützenkompanie, die er neun Jahre bis 1982 führte. Zu seinen Hobbys gehört die Jagd.
Zu Prinzenwürden kamen am Nachmittag der ehemalige König und Fähnrich der 1. Kompanie, Frank Stollhans (Krone, 22. Schuss), der Kassierer der 1. Kompanie, Günter Hils (Apfel, 23. Schuss) sowie Bataillonskassierer Frank Hils (35. Schuss, Zepter; 2. Kompanie).
Begonnen hatte der Nachmittag mit den Beförderungen und dem Empfang beim Präses in Pastors Garten. Pfarrer Dr. Thomas Witt »gab einen aus« und bedankte sich damit für so manchen Dienst, den die Schützen in der Kirchengemeinde übernehmen.
Beim Jungschützen-Vogelschießen machte Dirk Pape um 16.55 Uhr mit dem 131. Schuss »das Rennen«. Der 19-Jährige hatte den Vogel nur zweimal ins Visier genommen. Jungschützen-Prinzen wurden: Dennis Galonske (Krone, 24. Schuss), Markus Kniesburges (Apfel; 33.) sowie Markus Bochnig (Zepter; 43.).
Schützenfest wird vom 10. bis 13. Juni gefeiert. Jubelmajestäten sind dann Stefan und Maria Hermelingmeier, geb. Sasse (Königspaar vor 25 Jahren). Vor 40 Jahren regierten Anton Sagemüller und Käthe Depenbusch, geb. Reker.

Artikel vom 30.05.2005