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»Wir stehen
wieder auf«

Zweiter Matchball in Wolfsburg

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Der eine (Trainer Pavel Dotchev) ging einsam über den Platz, ein anderer (Daniel Cartus) legte sich auf den Rasen. Alexander Löbe und Markus Bollmann wollten nur noch weg, verschwanden schnurstracks in der Kabine. Statt Jubel über den Aufstieg herrschte im Lager des SC Paderborn 07 Tristesse pur.

Ausgerechnet der 28. Mai. Auf den Tag genau vor fünf Jahren war der SCP in die Oberliga abgestiegen, jetzt wurde der erste Matchball zur zweiten Bundesliga kläglich vergeben. Die Verlierer gaben sich selbstkritisch: »Wer auf solchem Niveau solche Fehler macht, kann nicht gewinnen. Unfassbar, wie wir die Gegentore bekommen haben. Das war schlecht«, sagte Löbe nach seiner Rückkehr in den Innenraum. Der Kapitän hatte mit seinem Elfmeter zum 1:2 nach einer Stunde für kurzzeitige Hoffnung gesorgt, die jedoch mit dem 1:3 von Daniel Graf zerplatzte.
Knackpunkt war aber die erste Hälfte mit den beiden Braunschweiger Treffern von Torjäger Ahmet Kuru. »Beim 0:1 haben wir überhaupt keine Absicherung, beim 0:2 stehen wir im Strafraum mit Einem gegen Vier. Braunschweig war besser als wir«, bilanzierte Torwart Stefan Loboué. Besser, weil effizienter, wie SCP-Präsident Wilfried Finke feststellte: »Unsere Mannschaft hat taktisch nicht gut gespielt. Den langen Bällen hinterherlaufen, das hat unheimlich viel Kraft gekostet. Die Braunschweiger haben viel ökonomischer agiert, den Ball mit Kurzpassspiel laufen lassen.«
»Das war zum richtigen Zeitpunkt eine perfekte Leistung«, freute sich Eintracht-Coach Michael Krüger über das Geschenk seiner Mannschaft zum 51. Geburtstag. Aus SCP-Sicht war es eine schwache Leistung zum falschen Zeitpunkt. Eine plausible Erklärung dafür hatte keiner, ein Rezept der Verarbeitung auch nicht. »Das ist Sache des Trainers«, meinte Loboué. »Sechs Gegentore in zwei Spielen, mit so einer Quote kann man nicht aufsteigen. Aber bei allem Ärger über die Niederlage muss ich die Spieler jetzt aufbauen und dafür sorgen, dass sie wieder an sich glauben«, sagte Dotchev
Aber wie? »Das Beste wäre, über dieses Spiel gar nicht mehr zu sprechen. Aber das wird sich wohl nicht vermeiden lassen«, sagte Finke. Alles schlecht reden ist nach Meinung von Löbe aber das Schlimmste, was man jetzt tun könne: »Man hat heute deutlich gesehen, dass einige von uns mit dem Druck nicht klar gekommen sind. Wenn wir jetzt panisch werden und Angst bekommen, funktioniert erst recht nichts mehr.«
Das Geschehene vergessen und nur nach vorne blicken lautet das Motto. »Wir sind auf keinen anderen angewiesen. Wenn wir Wolfsburg weghauen, sind wir durch«, verweist Loboué auf die nach wie vor glänzende Ausgangsposition. Auch Löbe macht deutlich: »Natürlich hätten wir vor ausverkauftem Haus gerne alles klar gemacht. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir wieder aufstehen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir immer noch auf dem Aufstiegsplatz sind und nach wie vor alles in eigener Hand haben.«

Artikel vom 30.05.2005