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Der Star hat mit allem
seinen Frieden gemacht

Ilse Werner leidet unter großen Schmerzen nach Sturz


Lübeck (WB/bo). Sorge um eine große Schauspielerin, Sängerin sowie »Frau mit Pfiff«: Ilse Werner ist nach ihrem erneuten Sturz auf die Hüfte nur von Schmerzen geplagt und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie »erlöst« werde. Das berichtet die Bild-Zeitung, der die noch 83-Jährige ihr »letztes« Interview gab. »Ich bete jeden Tag, dass der liebe Gott mich endlich sterben lässt«, titelt die Boulevard-Zeitung. Die Schmerzen sind es vor allem, die die kranke Frau das sagen lassen. Denn sie war vor fünf Wochen ausgerechnet auf die Hüfte gefallen, an der sie bereits zweimal operiert worden ist. Sie kann jetzt nicht mehr gehen in der Lübecker Seniorenresidenz, in der sie lebt, isst kaum noch, ihre früher blitzenden Augen sind trüb geworden, sie hat stark abgenommen. Wie Bild weiter berichtet, hat Ilse Werner, deren markantes Markenzeichen ihr kunstvolles, fröhliches Pfeifen war, verfügt, dass die Ärzte ihr Leben nicht künstlich verlängern dürfen. Sie, so der Bericht weiter, habe nunmehr alles geregelt, was zu regeln war. Sie habe ihr Leben gelebt, sich von ihren Freunden verabschiedet und mit allem Frieden gemacht.
In der Tat, es war ein pralles Leben, das am 11.Juli 1921 in Batavia, dem heutigen Djakarta (Java) begann. Die Tochter eines wohlhabenden niederländischen Exportkaufmanns und einer Offenbacherin kam erst als zehnjährige nach Deutschland. Schon als Schülerin wollte sie Schauspielerin werden. Wurde sie auch. Kurz nach ihrem Debüt im Wiener Theater in der Josefsstadt wurde sie von der Ufa-Film nach Berlin engagiert, wo ihr Aufstieg zum Star gelang. »Die unruhigen Mädchen« hieß der erste im leichten Fach, weitere folgten. »Nebenher« wurde Ilse auch als Sängerin (»Sing ein Lied, wenn du mal traurig bist«, »Wir machen Musik«) und Pfeiferin. Auch nach dem Krieg ging es weiter nach oben, auch der Sprung ins Rollen- und später ins Charakterfach gelang. 1967 erfreute sie ihre Fans mit ihrer ersten Fernseh-Show »Eine Frau mit Pfiff«. Den Bundesfilmpreis in Gold hat sie zusammen mit Gisela May und Harald Juhnke für die Tragikomödie »Die Hallo Sisters« 1991 bekommen. 1996 begann sie in Babelsberg bei Potsdam mit den Dreharbeiten für die Verfilmung ihrer Lebensgeschichte, eine von mehreren Buchveröffentlichungen.
Aufgegeben hat Ilse Werner nie, sie war stets präsent, hatte auch im Alter noch zahlreiche Auftritte und ließ es sich nicht nehmen, im Dezember 2004 persönlich zur Eröffnung »ihrer« Ausstellung im Filmmuseum Potsdam zu erscheinen. Die große Künstlerin war auch Sammlerin. Und ihre ganz persönlichen Stücke hat sie dem Filmmuseum geschenkt, sozusagen ein Nachlass zu Lebzeiten.

Artikel vom 28.05.2005