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Sommeranfang in Sonnenferne

Der Sternenhimmel im Monat Juni

Von Reinhard Wiechoczek
Paderborn (WB). Wenn die Sonne in diesen Wochen scheinbar die nördlichsten Regionen des Tierkreises durchwandert, ist dies der Grund für den Sommer als Jahreszeit, die astronomisch am 21. Juni um 8.44 Uhr beginnt.

Nur wenig später, um 13.00 Uhr überschreitet die Sonne die Grenze vom Sternbild Stier hinüber in die Zwillinge. Die Deklination beträgt 23.4 Grad nördlich des Äquators und verursacht die kürzeste Nachtdunkelheit und mittags eine Kulminationshöhe von über 56 Grad in unseren Breiten. Lange Sonneneinstrahlung unter hohem Winkel ist die einzige Ursache für den Sommer, denn die Erde befindet sich jetzt auf ihrer elliptischen Umlaufbahn in Sonnenferne, die bis zum 5. Juli noch ausgebaut wird, wenn um 6.00 Uhr in 152,102 Mio. Kilometern das Aphel passiert wird..
Der Mondlauf markiert am 6. Juni (23.33 Uhr) den Neumond im Stier, am 15.6. steht das Erste Viertel (2.22 Uhr) im Sternbild Jungfrau, wohingegen der Sommer-Vollmond am 22.6. (6.14 Uhr) geradezu klassisch tief im Schützen residiert, mit -28,1 Grad Deklination, noch südlicher als sich die Sonne dort im Winter aufhält. Zugleich bewegt sich der Mond durch den erdnächsten Punkt, so dass er besonders groß erscheint. Das Letzte Viertel, exakt am 28.6. (20.23 Uhr) in den Fischen, ziert die zweite Nachthälfte.
Jupiter als Planetenriese wird am 5.6. stationär in der Jungfrau und bewegt sich dann rechtläufig auf Spica zu. Die Helligkeit nimmt leicht auf -2.0m ab. Saturn zeigt sich im Nordwesten in den Zwillingen, die er am 30.6. Richtung Krebs verlässt. Etwa ab dem 20.6. wird Saturn nur noch von geübten Beobachtern zu finden sein. Während Venus mit -3.9m allmählich ihre Rolle als Abendstern in der Dämmerung ausbaut, ist Mars Planet der zweiten Nachthälfte, 0.0m hell wechselt er am 7.6. vom Wassermann in die Fische.
Ausgehend vom tiefen Nordhorizont, erhebt sich die Milchstraße im Perseus, folgt nordöstlich durch die Cassiopeia zum Cepheus, leitet über zum östlichen Schwan und über Adler und Schütze zum Skorpion am Südhorizont. Deneb im Schwan, Atair im Adler und Wega in der Leier bilden als jeweilige Alpha-Sterne der Sternbilder das Sommerdreieck. Während die Leier im hohen Osten gerade noch an die Milchstraße grenzt, liegt Hercules mit dem bekannten Kugelsternhaufen M13 außerhalb der galaktischen Ebene. Der Schlangenträger im Südosten nimmt breiten Raum ein, ist recht einprägsam, denn zu beiden Seiten des Tierbändigers lastet der schwere Schlangenkörper. Der Schlangenkopf westlich blickt zur Nördlichen Krone mit dem Edelstein Gemma, einem Stern mit 10.000 Grad Oberflächentemperatur und 40facher Sonnenleuchtkraft in 80 Lichtjahren Entfernung. Arcturus im Bootes bringt es auf 83fache Sonnenleuchtkraft bei aber nur 4500 Grad Oberflächentemperatur, was zu einer rötlichen Färbung führt. Der Kleine Wagen steht von seiner Deichselspitze, dem Polarstern, betrachtet, in Richtung Süden. Zwischen ihm und dem Großen Wagen, der rückwärts nach Nordwesten strebt, schlängelt sich der eher unscheinbare Drache. Vom Skorpion mit dem auffälligen Antares verläuft die Ekliptik über die südliche Waage, durchmisst aufsteigend die Jungfrau mit der erwähnten Spica zum Westhimmel, den der Löwe mit Regulus besetzt.

Artikel vom 28.05.2005