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Kläger: Heilquelle
sprudelt zu laut

Familie fühlt sich belästigt - Prozess im Juni

Von Christian Althoff
Bad Lippspringe (WB). Die Liborius-Heilquelle in Bad Lippspringe: Dem einen verspricht sie die Linderung seiner Leiden, dem anderen raubt sie den Schlaf. Das Verwaltungsgericht in Minden will deshalb am 15. Juni entscheiden, ob die Quelle weiter neben einem Wohnhaus sprudeln darf.

Aus 330 Metern Tiefe tritt das fluoridhaltige Calcium-Sulfat-Hydrogencarbonat-Wasser der Liborius-Quelle aus der Erde. Es soll Magen- und Darmerkrankungen lindern und entzündungshemmend auf Schleimhäute wirken. Doch nicht nur Kranke nutzen die Quelle: »Viele schwören, dass mit Liborius-Wasser gebrühter Kaffee besser schmeckt«, sagt Bürgermeister Willi Schmidt.
Bis 2004 konnte jedermann das Wasser nur tagsüber in der Liborius-Trinkhalle zapfen, die nachts aus Angst vor Sachbeschädigungen abgeschlossen wird. Vor einem Jahr spendierte dann der Heimatverein für 4000 Euro eine zusätzliche Außenzapfanlage neben der Halle. Aus der sprudelt das Wasser nun Tag und Nacht, ein Überlauf leitet nicht benötigtes Nass in die Lippe.
»Bis spät in den Abend kommen Menschen mit ihren Autos zur Quelle gefahren und füllen sich kästenweise Flaschen ab«, klagen Robert und Valentina W., deren Haus nur zwei Meter von der Quelle entfernt steht. Ihr Mieter, dessen Schlafzimmer neben der Zapfstelle liege, könne selbst im Sommer nicht bei geöffnetem Fenster schlafen: »Die Autos lärmen, die Menschen unterhalten sich, das Wasser plätschert, die Flaschen klappern - das ist auf Dauer nicht zumutbar«, meint Valentina W. Ihre Anwältin Irene Varlemann aus Paderborn: »Zwei weitere Anwohner fühlen sich ebenfalls belästigt. Sie konnten sich aber noch nicht zu einer Klage durchringen.«
Bürgermeister Willi Schmidt: »Wir sind ein heilklimatischer Kurort, der auch von seinen Quellen lebt. Deshalb kann ich die Klage nicht nachvollziehen.« Den Wunsch der Anwohner, das Wasser nachts abzustellen, dürfe man aufgrund gesetzlicher Vorschriften nicht erfüllen, sagt Schmidt: »Die Heilwasserverordnung schreibt vor, dass das Wasser ständig fließen muss. So soll verhindert werden, dass sich am Auslasshahn Bakterien bilden, wie es bei jedem normalen Wasserhahn der Fall ist.«
Der Richter hat sich bereits bei einem Ortstermin ein Bild gemacht, möglicherweise fällt schon am 15. Juni die Entscheidung, ob das Liborius-Wasser weiterhin rund um die Uhr gezapft werden darf. Anwältin Irene Varlemann: »Wir wären zufrieden, wenn die Zapfstelle zumindest nachts gesperrt würde. Denn die letzte Mieterin meiner Mandanten hat gekündigt, weil sie den nächtlichen Lärm nicht länger ertragen wollte.«

Artikel vom 28.05.2005