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Agfa zahlungsunfähig

Chipkarten statt Filmdosen


Filmriss bei Agfa. Nach 130 Jahren scheint die Chronik eines traditionsreichen Unternehmens abrupt beendet. Wohl jeder von uns hat schon Fotos mit Agfa-Filmen gemacht, zum Entwickeln gebracht und auf Papier der Firma aus Leverkusen zurückbekommen. Mittlerweile lassen die Deutschen die Filmpatronen im Regal liegen und greifen zu Chipkarten, die die Fotos speichern. Die digitale Revolution entzieht Agfa den Boden.
Das Dilemma zeichnete sich bereits ab, als die Agfa-Gevaert-Gruppe im November 2004 die Filmsparte an eine internationale Investorengruppe verkaufte. In Belgien wird man froh gewesen sein, den Verlustbringer loszuwerden. Deshalb kommt der Insolvenzantrag so überraschend nicht. Abgesehen von der Zahlungsunfähigkeit stimmt die Art und Weise des Umgangs mit den Mitarbeitern traurig. Obwohl der Insolvenzantrag am 20. Mai eingereicht worden war, erfuhren die 1800 Angestellten davon erst am Donnerstag abend in einer elektronischen Hausmitteilung. Also am Feiertag, als niemand im Büro saß. Auch den Betriebsrat informierten die Manager erst, als der Entschluss nicht länger zu verheimlichen war. Das ist beschämend und neue Nahrung für Münteferings Kapitalismuskritik. Dietmar Kemper

Artikel vom 28.05.2005