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»Die Mischung macht's«

»Straßenzauber«: 50 000 Besucher genießen Kunst und Karossen

Von Judith Frerick (Text)
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh (WB). Die Clownsnase musste einfach reichen. »Bobo« alias Stephan Kolkenbrock (18) betrat nur mit dem roten Ding im Gesicht und einem bunten Kostüm seine Bühne auf der Berliner Straße. Auf Schminke verzichtete der Clown des »Circus Wolke« aus Gelsenkirchen am Samstag bei der dritten Auflage des Gütersloher »Straßenzaubers« voll und ganz. »Das Clownsgesicht zerläuft mir bei der Hitze«, dachte der 18-Jährige pragmatisch.

Während andere schon im Minirock, kurzen Shorts und mit einem Eis auf der Faust ins Schwitzen kamen, musste »Clown Bobo« wie all die anderen Straßenkünstler auch die Zähne zusammenbeißen: Drei Auftritte alleine am Samstag und dann noch auf dem Einrad durch die City - das ist nicht von Pappe. Und auch die vielen Jugend- und Kinderzirkusgruppen des ersten »Gütersloher Jugend-Zirkus-Festivals« kamen im Zirkuszelt am Dreiecksplatz, auf den Straßen und der Bühne mächtig ins Schwitzen. Doch egal: Alle - auch die Teilnehmer des Straßenkunstwettbewerbs, die »Straßenfiffis« - waren mit Spaß bei der Sache, und die weit mehr als 50 000 Besucher an beiden Tagen wussten ihren Einsatz zu schätzen.
Und während die Zirkusleute und »Fiffis«, die am Sonntag zur großen Abschlussgala einluden, ihre Faxen machten, war Radprofi Jörg Ludewig ganz hart im Nehmen. Mit einem dicken Vlies-Stirnband aus der Wintersaison stand er am Stand seines Sponsors Markötter und verteilte mit den warmen Ohren eifrig Autogramme. Auch an Andreas Bernstein von der Werbegemeinschaft, der sich eine Unterschrift für seinen Sohnemann Philipp sicherte und dann ganz locker mit dem Profi ins Gespräch kam. »Das ist halt der Straßenzauber live: Eine locker-leichte Atmosphäre und eine Super-Stimmung, alle sind lecker zufrieden, obwohl es wahnsinnig warm ist. Auch am Samstagabend zum Pokalendspiel war der Berliner Platz proppenvoll«, freute sich Andreas Bernstein, der zusammen mit Frank Mertens von der Marketing GmbH alles bestens im Griff hatte, über den durchschlagenden Erfolg der in Deutschland wohl einzigartigen Mischung aus Karossen und Kunst. »Unsere Veranstaltung ist auf einem guten Weg«, befand auch der Geschäftsführer der Werbegemeinschaft, Günter Schnakenwinkel.
Auch die Gütersloher Geschäftswelt konnten sich nicht beschweren. Der verkaufsoffene Sonntag zog zusätzlich zum ohnehin schon breiten Angebot etliche Menschen von Nah und Fern in die Kreisstadt. »Teilweise haben die Geschäftsleute doppelt so viel Umsatz wie vor einem Jahr gemacht«, wusste Schnakenwinkel zu berichten.
Vor allem die 17 vertretenen Autohändler des Gütersloher »Straßenzaubers« waren gut zufrieden. »Das ist hier die größte Open-Air-Neuwagenausstellung in ganz Ostwestfalen-Lippe«, freute sich Andreas Bernstein über den guten Zuspruch und das große Engagement der hiesigen Autofirmen, die ihre blitz-blank polierten Karossen mit der Sonne um die Wette strahlen ließen.
Doch nicht nur die Neuwagen brachten am Wochenende den Zauber auf die Gütersloher Straßen. Nein, auch der Oldtimer-Corso, der sich gestern durch die Gassen schlängelte, sowie die Schätzchen der »Jaguar-Association-Germany« auf dem Theodor-Heuss-Platz an der Stadthalle brachten reichlich Flair in die Dalkestadt.
»Die Mischung macht's. Es macht Spaß vor dieser Heimatkulisse«, konnten sich die Organisatoren auch über ein dickes Lob von Radprofi Ludewig, der seine Karriere vor 17 Jahren beim RSV Gütersloh begann und in diesem Jahr bei der Tour de France einen Etappen-Sieg einfahren möchte (»Das ist mein Ziel, das mein Leben verändern wird«), freuen.

Artikel vom 30.05.2005