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Briten sind stolze Paderborner

Freundschaft zur Stadt mit Urkunde und einem City-Festival gefestigt

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). Mit einer Militärparade vor dem Rathaus, der feierlichen Entgegennahme einer Freundschaftsurkunde und einem fröhlichen Familienfest in der City haben die britischen Streitkräfte in Paderborn am Samstag ihre Verbundenheit zum Truppenstandort unterstrichen.

Mit den Worten »We are proud to be Paderborners« (Wir sind stolz darauf, Paderborner zu sein) beschloss Brigadier Nick Carter am Samstag Mittag unter dem Beifall einiger tausend Bürger seine kurze Rede vor dem Rathaus-Portal, nachdem ihm Bürgermeister Heinz Paus die Urkunde »Freedom of the City« überreicht hatte. Der Rat der Stadt hat den britischen Streitkräften damit ein bereits vor 25 Jahren eingeräumtes Freundschafts-Recht bestätigt, in Uniform und auch mit Waffen in geschlossener Formation in der Stadt aufzumarschieren.
Als Waffen freilich erfüllten nur Exerzier-Degen an diesem sonnigen Samstag dekorative Funktion. Das Zeremoniell ging zwar militärisch diszipliniert, ansonsten aber als eher pittoreskes Schauvergnügen über die Bühne. Exakt 249 britische Soldaten aus allen Waffengattungen, begleitet von zwei Kapellen, marschierten in mehreren Blöcken vom kurzzeitig gesperrten Westerntor aus durch die Westernstraße zum Rathausplatz. Unter dem Kommando von Oberstleutnant David Labouchere, der die Kompanien hoch zu Ross und mit scheinbar stählernen Stimmbändern befehligte, erwiesen die Truppen den Repräsentanten von Stadt und Region auf der Rathaustreppe ihre Reverenz.
Bürgermeister Paus begrüßte die Abordnung als Delegation der fast 5000 in Paderborn stationierten Soldaten, die mit ihren Familien eine Bevölkerungsgruppe von insgesamt 10 000 Menschen bilde. »Wir sind gerne Gastgeber für unsere britischen Freunde«, betonte der Rathauschef. Paderborn begrüße es ausdrücklich, dass die britische Regierung den Standort Paderborn nicht nur für mindestens 15 weitere Jahre sichere, sondern auch ausbaue.
In seiner kurzen Festrede blendete Paus aber auch die Kehrseite der Truppenstationierung nicht aus: Der militärische Übungsbetrieb sowie junge Soldaten, die unter Alkoholeinfluss über die Stränge schlügen, brächten Lasten für die deutsche Bevölkerung mit sich. »Wir stellen aber fest, dass es das ernsthafte Bemühen der Verantwortlichen gibt, diese Probleme zu minimieren.« Marginal blieb auch der Protest der »Paderborner Initiative gegen Krieg«, die sich ein wenig abseits vom Geschehen mit Trillerpfeifen, Transparenten und einigen Zwischenrufen zu Wort meldete.
Nach der Überreichung der Freundschaftsurkunde und einer Paderborner Stadtflagge bat Paus den britischen Truppenchef zu einem kleinen Empfang ins Rathaus, bei dem sich Carter auch in das Goldene Buch der Stadt eintrug. Die Gelegenheit zu seinem ersten Freundschaftsbesuch nutzte auch der neugewählte Bürgermeister der englischen Partnerstadt Bolton, Frank White. Zwischen Marienplatz und Kamp begann derweil ein kunterbuntes britisches Fest, wie man es noch von der vor Jahren eingestellten »Rhine Army Summer Show« in Bad Lippspringe in Erinnerung hat - mit viel Musik nicht nur von Militärkapellen, mit Informations- und Verkaufsbuden, mit sportlichen Aktivitäten sowie einem kulinarischen Angebot aus der schottischen Küche, das zumindest das Prädikat »very interesting« verdiente.

Artikel vom 30.05.2005