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Lokalmatador Oldenburg gekrönt

Heiße Kämpfe um die Box-Westfalenmeisterschaft im »Peitzmeyer-Glaspalast«

Von Horst Boczek (Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Der letzte Fight war der brisanteste und spektakulärste und er sah nach vier Runden über zwei Minuten einen Lokalmatador als Sieger: am Samstag um 23.30 Uhr gewann Vladimir Oldenburg vom Box-Club Minden den Kampf gegen Simon Gerland vom SV Menden in der Gewichtsklasse bis 93kg und eroberte damit die Westfalenmeisterschaft im Boxen. Zwölf Westfalen-Meistertitel wurden bei den Titelkämpfen im Bad Oeynhausener Autohaus Peitzmeyer an der Kanalstraße vergeben und die rund 600 Box-Fans kamen dabei voll auf ihre Kosten.

Nahezu vier Stunden lang flogen im Glaspalast an der Kanalstraße die Fäuste, gingen die Kämpfer mit vollem Engagement zur Sache. Dabei forderten die hohen Temperaturen zusätzlichen Tribut von den Faustkämpfern. Angesichts der Bruthitze und des parallel stattfindenden DFB-Pokalfinals in Berlin durfte Veranstalter Willi Rahlmeyer mit der Resonanz und den gezeigten Leistungen sehr zufrieden sein. »Super-Veranstaltung, tolle Atmosphäre, guter Besuch«, lautete sein Fazit. Da kann man schon mal darüber nachdenken, ob man sich beim nächsten Mal um die Ausrichtung der »Westdeutschen« bemüht.
Die Veranstaltung begann mit einem kleinen Schock für Rahlmeyer, denn der angesetzte Ringarzt tauchte nicht auf und ohne Arzt kein Kampf. Innerhalb einer halben Stunde konnte das Problem gelöst werden und mit der entsprechenden Verspätung läutete der Maske-Song »Conquest of Paradise« die westfälischen Titelkämpfe endgültig ein. Sängerin »Nona« trat live auf , bevor Timur Bantaev aus den Reihen des 1. SC Bad Oeynhausen mit einem Einlagekampf die Fans »anwärmte«. »Unentschieden« lautete nach drei Runden die Wertung. Danach ging's um die ersten Titel. Die Boxer der B-Klasse wurden in den Ring gerufen. B-Klasse bedeutet, dass die Kämpfer noch keine sieben Siege auf dem Konto haben. Drei Kämpfe gingen in dieser Kategorie über die Bühne, dann traten die Frauen auf den Plan und sorgten für das erste sportliche Highlight des Abends. Besonders der schnelle und sehenswerte Kampf zwischen Katja Oschmann (BSC Wattenscheid) und Goda Dailydaite (DBS 20/50) forderte viel Beifall heraus. Den zweiten Fight über dreimal zwei Minuten gewann die Deutsche Vizemeisterin das Jahres 2004, Esma Boutahri, mit einstimmigem Richterurteil gegen Halim Ay (BV Ibbenbüren) - Ende von Teil eins der Titelkämpfe. »Nona« mit ihrem zweiten Livesong und der Einlagekampf des 13 Jahre alten Chacshik Towmasjan (1. SC Bad Oeynhausen) bereiteten auf den zweiten Höhepunkt des Abends vor - die Entscheidungen der A-Klasse. Das Bad Oeynhausener Talent bestritt seinen ersten Kampf in Deutschland, vier in Armenien und einen in Russland hat er bereits absolviert. Er gewann das Duell gegen seinen Herforder Konkurrenten Karim Dukujan, weil der nach einer Runde aufgab.
Die Qualität der A-Kämpfe steigerte sich mit zunehmender Gewichtsklasse und wurde vom sachkundigen Publikum - erstaunlich viele ältere Besucher - mit reichlich Beifall quittiert. Überhaupt nicht einverstanden waren David Georgian (bis 60kg) vom BSV Herford und sein Coach mit der Niederlage gegen den Nationalmannschaftskämpfer Artur Schmidt (VfB Marl-Hüls). Es half nichts - die Richterstimmen zählen. »Volldampf« war beim Kampf zwischen dem Brackweder Berat Nimani und Engin Kahraman (Märk. BR Hamm - bis 81 kg) angesagt. Der Brackweder gab alles und bekam alles - den Westfalenmeistertitel. Wie es sich für ein gutes Box-Event gehört, bildete der letzte Kampf den Höhepunkt des Abends. Der Mindener Vladimir Oldenburg hatte seinen Kontrahenten Simon Gerland (SV Menden) trotz heftigster Gegenwehr im Griff. Boxtechnisch war es sicher der beste Kampf der Meisterschaften - entsprechend war die Stimmung auf den Rängen und groß der Jubel, als der Ringrichter den Mindener, der immerhin schon 70 Kämpfe und davon über 50 erfolgreich bestanden hat, zum Sieger erklärte. Sein Triumph setzte den Schlusspunkt, die neuen Westfalenmeister werden sich jetzt über das Halbfinale der Westdeutschen am 18. Juni in Selm auf den Weg zur Deutschen Meisterschaft machen.
Gerd Nolting, Boxtrainer beim 1. SC Bad Oeynhausen, zog das abschließende Faazit: »Die Titelkämpfe standen auf gutem Niveau, im westfälischen Amateurbereich gibt es nichts Besseres. Im Gegensatz zu den Profis sind die Amateure wesentlich jünger und sie boxen oft nicht über einen langen Zeitraum, vielleicht nur zwei, drei Jahre. Dafür geben sie bei ihren vier Runden permanent Vollgas, während die Profis erheblich mehr taktieren, auch mal eine Pause einschieben. Diese Titelkämpfe waren in Ordnung«.
Nach den Fights zwischen den Seilen ging's im Autohaus Peitzmeyer anschließend zur »After Boxing Party«, bei der Nona, DJ's aus der Region und Go Go-Girls für Stimmung sorgten. Kulinarische Genüsse von »Don Pedros«, Cocktails an der Bar vom »Ocean's 11« und weitere kühle Getränke an der langen Theke sorgten für den passenden Rahmen.

Artikel vom 30.05.2005