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So sah der Altarraum von Maria Frieden bis zur ersten Umgestaltung im Jahre 1967 aus.

»Beim Aufbau hat
jeder angepackt«

Maria Frieden vor 50 Jahren eingeweiht

Von Ruth Matthes
Herford (HK). Es war eine Zeit, in der die Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Frieden hatten und die Marienverehrung sehr lebendig war. So war es für die Gründer der zweiten katholischen Kirchengemeinde in Herford ganz folgerichtig, ihr neues Gotteshaus nach Maria, der »Königin des Friedens« zu benennen. An diesem Sonntag feiert die Pfarrei Maria Frieden ihr 50-jähriges Bestehen.

»Bereits 1943 gab es die ersten Überlegungen, neben Johannes Baptist eine weitere Kirche zu errichten«, erklärt Udo Tielking, Leiter des Pastoralverbundes Herford. »Die Zahl der Katholiken hatte sich stark erhöht. Viele junge Leute waren nach Herford gekommen, weil sie in der Möbel- und Zigarrenindustrie Arbeit gefunden hatten. Hinzu kamen die Evakuierten aus dem Westen«, erläutert Hubert Epping, der selbst 1947 aus beruflichen Gründen nach Herford zog und vom ersten Pfarrausschuss bis zum heutigen Pfarrgemeinderat in Maria Frieden aktiv war und ist. Als nach dem Krieg noch Tausende von Vertriebenen nach Herford kamen -Êallein aus der Grafschaft Glatz waren es 1946 ungefähr 1500 Katholiken - musste dringend etwas geschehen. »In Johannes Baptist fanden am Sonntag stündlich Messen statt und zusätzlich wurden in einer Barracke an der Waltgeristraße Gottesdienste gefeiert«, berichtet Tielking. Dort gab es auch einen Kindergarten, der bis Ende 1959, als der neue eingeweiht wurde, auch dort untergebracht war.
Da sich viele der Neuankömmlinge in der Nordstadt ansiedelten, erfolgte hier, am Lübberlindenweg, am 7. Oktober 1953 der erste Spatenstich und am 6. Dezember 1953 die Grundsteinlegung. Am 30. Mai 1955 weihte Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger das in der damals üblichen neuromanischen Form errichtete Gotteshaus ein.
»Es herrschte damals eine Aufbruchstimmung«, erinnert sich Epping. »Jeder fasste mit an und unterstützte den Aufbau der Gemeinde, so gut er konnte.« Und es gab einiges zu tun. »Wir hatten anfangs noch kein Mobiliar, Glocken bekamen wir erst 1959, 1965 kam die Orgel hinzu.« Die Opferbereitschaft der Menschen sei groß gewesen. »Dies hatte bei vielen auch mit der Dankbarkeit zu tun, den Krieg heil überstanden zu haben«, sagt Tielking. »Es herrschte ein anderer Geist als heute«, urteilt Epping. »Wir wollten eine bessere Welt schaffen.«
Erster Pfarrer war Walter Westerhoff, 1978 folgte Pfarrer Johannes Olbrich, der vor kurzem in den Ruhestand ging. Heute wird die Gemeinde von allen drei Geistlichen des Pastoralverbundes, dem Maria Frieden als selbständige Pfarrei angehört, betreut. Einer ist jedoch vor Ort: Hubert Maus zieht nach der Renovierung in die 1965 erbaute Vikarie.
Die stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Ursula Spilker, seit 1964 Gemeindemitglied, erinnert sich noch an die Zeit, als Anfang der 80-er Jahre das Gemeindehaus errichtet wurde und -Êkurz zuvor -Êdie Filiale in Exter. »Wir haben die gesamte Kirche in Exter finanziert«, blickt sie zurück, »und haben sie später ohne Schulden an Vlotho übergeben.« Noch heute gibt es Kontakte zu den Exteranern, zum Beispiel den jährlichen Bußgang. Das Jubiläum wird am morgigen Sonntag um 15 Uhr mit einem Festhochamt gefeiert. Als Gäste nehmen Weihbischof Matthias König, Dechant Manfred Pollmeier und der frühere Dechant Johannes Adam an der Messe teil. Im Anschluss gibt es ein kleines Fest rund um die Kirche, dessen Erlös dem Weltjugendtag zugute kommt.

Artikel vom 28.05.2005