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Abgrundtiefer Hass
zwischen Zwillingen

Herforder Richter stellt Strafverfahren ein

Bünde/Herford (cl). Der Strafprozess gegen den 46-jährigen Karl-Heinz E. (Namen geändert) hinterließ bei Amtsgerichtsdirektor Bernd Kahre und Staatsanwalt Oliver Brendel tiefe Betroffenheit und Ratlosigkeit: Der Angeklagte und sein Zwillingsbruder Hans-Jörg sind beide Gesellschafter einer Firma, Karl-Heinz wurde aber vom brüderlichen Geschäftsführer rausgeworfen und betreibt seither eine eigene Firma in derselben Branche.

Zwischen den Zwillingen herrscht ein derart abgrundtiefer Hass, dass es jeden in Saal 309 im Herforder Amtsgericht fröstelte. Allein Karl-Heinz E. musste in der jüngsten Vergangenheit 20 000 Euro Anwaltshonorare für die diversen Strafverfahren und Anzeigen berappen, mit denen sein Zwillingsbruder ihn regelmäßig überzieht, scheint aber selbst auch kein Kind von Traurigkeit zu sein. Die einzigen Gewinner bei dem Krieg sind wieder einmal höchstens die Anwälte.
In Schreiben und Faxen siezen sich die Brüder gelegentlich, immer wieder wird nur vom »Anzeigenerstatter« gesprochen, auch die Ehefrauen scheinen voll ins Gefecht eingebunden zu sein. Mehrfach stellten Richter und Staatsanwalt fest: »Die Ausführungen sind absolut austauschbar. Beide Brüder möchten angeblich nur in Frieden ihrer Arbeit nachgehen, aber der böse Zwillingsbruder lässt das leider nicht zu!«
Das Strafverfahren wurde eingestellt, um nicht noch weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Eine Körperverletzung im April 2004 im Industriegebiet Hiddenhausen wurde völlig konträr geschildert. Allerdings konnte der Angeklagte sehr dankbar über die Verfahrenseinstellung sein, denn zumindest eine Urkundenfälschung war glasklar: Beim Kaufvertrag für eine Tochterfirma in Ungarn unterschrieb Karl-Heinz am Vormittag mit dem Personalausweis seines Bruders mit dessen Namen bei der ungarischen Notarin, kehrte am Nachmittag wieder und unterzeichnete mit eigener Identität. Doch auch so etwas soll es wechselseitig schon öfter z. B. bei hiesigen Banken gegeben haben.
Beide Brüder sollten sich ernsthaft überlegen, wieviel Zeit, Nerven und Lebensqualität sie in dem unseligen Krieg opfern. Allerdings gilt dies auch für den immensen Aufwand bei Polizei und Justiz, den sie fortgesetzt auslösen. Doch beide Parteien rechnen sich gegenseitig Forderungen vor, die vor einer gütlichen Trennung erst ausgeglichen werden müssten...

Artikel vom 26.05.2005