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Zündende Ideen für »Haller Willem«

Dr. Siegfried Finke spendiert das Feuerwerk am 11. Juni zur Strecken-Wiedereröffnung

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Mit einem großen Feuerwerk feiert die Stadt Halle am 11. Juni die Wiedereröffnung der Bahnstrecke »Haller Willem« bis nach Osnabrück. Der Mann an den Zündern kommt aus Amshausen: Dr. Siegfried Finke.

Der 65-jährige Physiker hat selbst Grund genug zum Feiern: Er ist schon mit dem »Haller Willem« zu Schule gefahren, später zur Uni nach Münster und zuletzt 32 Jahre zu seiner Dienststelle an der Uni in Dortmund - und er gehörte 1991 mit zu den Gründungsmitgliedern der Initiative Haller Willem, die erfolgreich für die Sanierung der Strecke in Nordrhein-Westfalen und die Wiedereröffnung in Niedersachsen gekämpft hat.
Das Bahnfahren ist ein Steckenpferd, die Betätigung als Feuerwerker das zweite. Seit knapp 30 Jahren schon sorgt der pensionierte Akademische Direktor für Spektakel am Nachthimmel, 1975 bekam er die dafür erforderliche Erlaubnis. Vereine oder Privatleute nehmen seitdem gern seine Dienste in Anspruch. So hat er mehrmals bei der Kirmes in Steinhagen, früher beim legendären Amshausener Volksfest und auch zur 100-Jahr-Feier der Haller Feuerwehr die Zuschauer begeistert. Verdienen kann man damit allerdings nichts, bekennt Siegfried Finke, meist müsse er sogar draufzahlen - wie bei jedem anderen Hobby auch.
Trotz einiger Chemie-Kenntnis: Das Feuerwerk selbst kauft der Amshausener, wie seine professionellen Kollegen auch, bei den einschlägigen Herstellern. Sein Job ist es, die vorhandenen »Bomben«, ob sie nun sprühen oder explodieren, zu einem Ereignis zu komponieren, die Reihenfolge der Zündungen auszubaldowern, die Sprengkörper zu verkabeln - und dann zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Knopf zu drücken.
Die Bomben, in denen die Chemiker der Herstellerfirmen die Zerlegeladung und die Effektladung unterbringen und womit die tollen Bouquets an den Nachthimmel gezaubert werden, schießt Dr. Finke ab aus Hülsen aus dickwandiger Pappe, neuerdings auch aus sehr hartem dünnwandigem Glasfiber, im Durchmesser genau passend zu den gelieferten Bombenkugeln und zusammengefasst zu regelrechten Batterien. Mit einer Treibladung aus Schwarzpulver werden die Kugeln - mit einem Durchmesser bis zu 15 Zentimetern - wie aus einem Kanonenrohr in die Höhe katapultiert, wo dann die Zerlegeladung durch eine brennende Lunte zündet. Alles auf die Zehntelsekunde genau berechnet.
Die Kunst der Hersteller, aufwändige Effekt- und Zerlegeladungen mit der richtigen Treibladung zu kombinieren, vereint sich mit dem Geschick des Pyrotechnikers, und darauf dürfen sich die Haller am 11. Juni freuen. Bis gegen 22.45 Uhr aber werden sie warten müssen, ehe vor der Sporthalle des Berufskollegs am Alten Busbahnhof die ersten »Knaller« zu hören sein werden. »Wir fangen klein an und steigern uns dann allmählich«, verspricht Dr. Finke den Zuschauern ein fulminantes Finale am Himmel. und dazu heißt es, den Kopf in den Nacken zu legen, denn Lichtzauber spielt sich meist in 100 Meter Höhe ab.

Artikel vom 26.05.2005