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Geheimnis soll
bewahrt werden

ZDF-Reportage über die Mongolen

Von Patricia Brinkhoff
ZDF, Sonntag, 19.30 Uhr: Blick in die Geschichte: »Die Mongolen« stehen im Mittelpunkt einer neuen zweiteiligen Reportage aus der Reihe »ZDF-Expedition«, die an diesem Sonntag und am 5. Juni den Mythos des legendären Reitervolkes näher beleuchtet.

Neueste Erkenntnisse der Archäologen und historische Quellen sollen Aufstieg und Fall eines Reiches dokumentieren, das einmal das größte der Erde war. Heute gehört die Mongolei mit ihren 2,6 Millionen Menschen zu den ärmsten Ländern Asiens. Viehzucht ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige.
Jahrzehntelang war die Mongolei ein enger Verbündeter der Sowjetunion. 1992 löste sich das Land aus der kommunistischen Umklammerung, begann mit wirtschaftlichen Reformen. Doch für viele Mongolen brachte die Wende den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Sie kehrten deshalb aus den Städten zurück aufs Land und versuchen seither ihr Glück mit der Viehzucht.
Das Land der Mongolen ist noch immer voller Geheimnisse. Seit Jahrzehnten suchen Forscher das Grab von Dschingis Khan, dem sagenumwobenen Herrscher, der mit seinen wilden Horden vor 800 Jahren ein Weltreich gründete. Marco Polo hatte in seinen Tagebüchern notiert, die Mongolen wollten den Platz geheim halten.
Vor kurzem schwirrte ein Gerücht durch Ulan Bator, dass eine Expedition das Grab entdeckt habe - ganz in der Nähe des Geburtsortes des Mongolen-Führers. Die Forscher wollen nun das Grab öffnen, doch viele Mongolen sind dagegen. Sie fordern, das Geheimnis um den »Vater der Mongolen« zu bewahren. Für sie ist Dschingis Khan immer noch ein großes Vorbild, eine nationale Identifikationsfigur.
Der erste Teil der Dokumentation schildert die Jugend und den Aufstieg des Nomadenjungen Temudschin, der im Jahr 1206 zum Dschingis Khan, zum »Ozeangleichen Herrscher«, erhoben wurde. Der Film rekonstruiert die Gründe für die militärischen Erfolge seiner straff geführten Reiterarmee, veranschaulicht die Wendigkeit der Steppenpferde und zeigt die Kunst des Bogenbauens, die noch in der Mongolei gepflegt wird.
Doch Dschingis Khan war nicht nur ein erfolgreicher Kriegsherr, sondern auch ein weitsichtiger Staatsmann. Er ließ ein einheitliches Recht der Steppe schriftlich fixieren und übernahm aus China die effiziente Bürokratie, gemäß dem Grundsatz: »Du kannst ein Reich vom Rücken eines Pferdes aus erobern, doch du kannst es nicht vom Rücken eines Pferdes aus verwalten.« Der Nomade Dschingis Khan gründete 1220 sogar eine Stadt - Karakorum.
Deutsche Wissenschaftler haben in der Steppe die Grundmauern der einstigen Mongolen-Hauptstadt ausgegraben. Exklusiv für diesen Film entstand eine aufwändige Rekonstruktion der Metropole, die seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten war.

Artikel vom 28.05.2005