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Die Weltkirche beherbergt

Bischof Consbruch vor 50 Jahren zum Priester geweiht

Von Friederike Niemeyer
Paderborn/Steinhagen-Brockhagen (WB). Seine Amtsgeschäfte ließen dem Paderborner Weihbischof Paul Consbruch kaum Zeit, seine Heimat Brockhagen zu besuchen, geschweige denn zu reisen. Doch in seinem Haus im Schatten des Doms da war und ist die Welt zuhaus. Heute, am 26. Mai, jährt sich für den katholischen Würdenträger, der im März aus seinen Ämtern verabschiedet wurde, seine Priesterweihe zum 50. Mal.

Seit 1981 wirkt Paul Consbruch als Weihbischof für die Diözese. Sein Erzbischof - bis 2002 Johannes Joachim Kardinal Degenhard, jetzt Erzbischof Hans-Josef Becker - hatte ihm die Firmungen sowie das Bischofsvikariat für Weltmission übertragen und ihn zum Domkapitular ernannt. 2000 bis 9000 Firmungen pro Jahr spendete Paul Consbruch in seinen 24 Amtsjahren. Zudem empfing er mehr als 150 Besuche im Jahr aus katholischen Gemeinden in Asien, Afrika oder Südamerika und betreute die 240 Missionsschwestern, die aus dem Erzbistum Paderborn in alle Welt entsandt sind. »Ich habe so etwas wie ein Vaterhaus für alle, die mit Weltkirche zu tun haben«, sagt Paul Consbruch und berichtet von seinen Kontakten auch in Krisenregionen wie den Sudan oder Ostkongo: »Ich weiß, was dort los ist; mehr als im Fernsehen gezeigt wird.«
Auch in der Sorge um alte und gebrechliche Mitpriester habe er Zeichen setzen wollen, bezieht Paul Consbruch seinen Wahlspruch »Der Wahrheit und der Liebe verpflichtet« (veritati et caritati) gerne auf die konkrete zwischenmenschliche Begegnung. »Am Sterbebett eines Mitpriesters zu sitzen und desssen Lebensbericht zu hören, das berührt mich mehr als ein Papstbesuch«, sagt der 75-Jährige.
Den neuen Papst kennt Paul Consbruch bereits »noch aus seiner Zeit als Erzbischof in München«. Kardinal Ratzinger habe er als einen brillianten Wissenschaftler und einfühlsamen Seelsorger kennen gelernt, der verstehe, auch den einfachen Menschen den Glauben zu erklären: »Ratzinger hat die Theologie in sein ganz persönliches Leben als Christ übersetzt.«
Das Gespräch mit den Menschen über den persönlichen Glauben zu suchen, das sei heute wichtiger denn je. »Halten Sie die Zehn Gebote? Haben Sie Glaubenszweifel? All das bewegt heute junge Menschen. Sie sind unwahrscheinlich auf der Suche«, berichtet Consbruch von zahlreichen Gesprächen. In den 70er und 80er Jahren sei das ganz anders gewesen, da habe die Kirchenlehre in der Diskussion gestanden.
Schon in seiner Zeit als einfacher Gemeindepfarrer suchte er den direkten Kontakt zu den Menschen: Zwischen 1955 und 1981 wirkte der Bruder von Steinhagens Alt-Bürgermeister Heinz ConsbruchÊin Gütersloh, Geseke, Brakel und vor allem Beverungen. »Ich kannte jede Familie in Beverungen«, sagt er nicht ohne Stolz. Scherzhaft hieß es »Sie sind ja das reinste Einwohnermeldeamt«. Und tatsächlich: auch die Verwaltung zog den Pfarrer schon mal zu Rat, ob hier und da vielleicht jemand verzogen sei.
»Ich kenne inzwischen auch in der ganzen Diözese Hinz und Kunz - und umgekehrt«, sagt der Weihbischof mit einem Schmunzeln. Und deshalb sei auch nicht damit zu rechnen, dass er jetzt im Ruhestand Langeweile habe. Dennoch will er sich jetzt häufiger bei seinem Hobby entspannen: Das sind klassische Konzerte und vor allem Opern -Êam liebsten als Video-Einspielung.
Sonntag, 29. Mai, begeht Paul Consbruch sein Weihejubiläum mit einem Pontifikalamt, einer Bischofsmesse. Und im Anschluss wird im Kreise von Verwandtschaft und Domkapitel gefeiert.

Artikel vom 26.05.2005