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Nach Regierungswechsel:
Hoffnung an Grundschulen

CDU will rot-grünes Schulgesetz kippen - Reaktionen

Von André Best
Halle (WB). Nach dem Machtwechsel in NRW hat die CDU angekündigt, das rot-grüne Schulgesetz noch vor dem 1. August kippen zu wollen. Es sah unter anderem die Einführung der flexiblen Schuleingangsphase und den Wegfall der Zensuren in Klasse 3 vor. Das WESTFALEN-BLATT fragte an den Haller Grundschulen nach.

Trotz Regierungswechsels und der damit von zahlreichen Eltern so erhofften Kurskorrektur in der Bildungspolitik will die Grundschule Gartnisch an der Einführung der flexiblen Schuleingangsphase im Sommer festhalten. Sie sieht bekanntlich die Abschaffung der Schulkindergärten vor. Erst-, Zweitklässler und die Mädchen und Jungen aus dem Schulkindergarten werden zusammengelegt. Je nach Begabung können die Kinder die Eingangsphase in ein, zwei oder drei Jahren absolvieren und kommen dann ins 3. Schuljahr.
Zahlreiche Eltern kritisieren das Modell, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmten. Im Gegensatz zu Schulen in Skandinavien (Top-Platz bei Pisa-Studie) gibt es in Deutschland anstatt zwei nur einen Lehrer pro Schulklasse. Außerdem sind hierzulande etwa doppelt so viele Schüler in einer Klasse als in Ländern, die bei Pisa gut abgeschnitten haben.
»Wir haben uns auf die flexible Schuleingangsphase eingestellt und setzen den Weg fort«, sagte gestern Leiterin Erika Puhlmann dem WESTFALEN-BLATT. Die Pädagogin ist Befürworterin der rot-grünen Pläne, sieht beispielsweise in der Abschaffung der Schulkindergärten und der Noten in Klasse 3 mehr Chancen als Risiken. Von der CDU erhofft sie sich »Diskussionen über Zeit-, Raum- und Personalressourcen«.
Ganz anders die Meinung an der Haller Lindenschule. Erleichtert ist Leiterin Ingrid Hajou darüber, dass die flexible Schuleingangsphase nun vermutlich nicht flächendeckend eingeführt werden muss. »Dieser so genannten flexiblen Eingangsphase fehlt die Professionalität. Sie ist aus dem Boden gestampft und die Rahmenbedingungen sind nicht gegeben.«
Die von rot-grün beabsichtigte Abschaffung der Zeugnisnoten in Klasse 3 sei zwar eine große Arbeitserleichterung, aber irgendwann müssten sich die Kinder ja einmal an Schulnoten gewöhnen, meinte Ingrid Hajou. Denn das erste »richtige« Zeugnis mit Noten würden die Schüler dann erst in Klasse 4 bekommen. Es wäre gleichzeitig das Bewerbungszeugnis für die weiterführende Schule. Ingrid Hajou hält aber dennoch den Weg für richtig, weg von Noten und hin zu ausformulierten Leistungsbewertungen zu kommen.
Die Grundschule Künsebeck, die ja bekanntlich die flexible Schuleingangsphase seit einem Jahr praktiziert, war gestern zu einer Stellungnahme nicht bereit. Die Grundschule Hörste machte keine Angaben, weil Leiterin Ursula Bauer-Niemann erkrankt ist.

Artikel vom 25.05.2005