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»Schlimmer
kann es nicht
mehr werden«

Reaktionen auf die Landtagswahl

Von Stefanie Westing
Espelkamp (WB). Freude auf der einen Seite, gefasste Enttäuschung auf der anderen: So lässt sich die Stimmung bei den Espelkamper Politikern einen Tag nach den Landtagswahlen beschreiben.

Friedhelm Niehof, Fraktionsvorsitzender der CDU, zeigte sich überrascht von der Ankündigung möglicher Bundestagsneuwahlen: »Das hat die SPD geschickt gemacht, jetzt sind wir unter Zugzwang. Die CDU muss in NRW innerhalb kurzer Zeit versuchen, etwas voranzubringen.« Er hoffe aber, dass jetzt kein Schnellschuss getätigt werde, den man später bereuen müsse. In Espelkamp zeigte er sich besonders erfreut über den Wahlbezirk 3 (Grundschule im Erlengrund): Hier und auch im Bezirk 7, Ostlandschule, holte die CDU jeweils mehr als 80 Prozent.
»Das Ergebnis kam nicht ganz unerwartet«, erklärte Martin Lückermann, Stadtverbandsvorsitzender der Espelkamper SPD. »Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass es noch kippt, doch ich hatte gehofft, dass das Ergebnis nicht in dieser Höhe ausfallen würde.« Viele Menschen, mit denen er im Vorfeld geredet hatte, meinten, jetzt sollte es mal die CDU versuchen: »Sie sagten, sie wüssten nicht, ob die es besser machen, aber viel schlechter kann es ja nicht mehr werden.« Mit Blick auf die Ankündigung des Bundeskanzlers auf vorzeitige Neuwahlen meinte er: »Das ist der Griff nach dem Strohhalm. Wir müssen aber erkennen, dass wir gegen die Blockadehaltung im Bundestag nicht ankommen. Und ein Jahr Stillstand können wir uns nicht mehr leisten.«
Das Resultat in Espelkamp sah er in der speziellen Bevölkerungsstruktur begründet. »Wenn die SPD im Wahlbezirk 3 fünf Prozent bekommt, die Partei Bibeltreuer Christen 9,3, spricht das für sich.«
Für Espelkamp hätte sich auch FDP-Fraktionsvorsitzender Gisela Vorwerg »ein bisschen mehr versprochen«. Sie wisse nicht, wie sie die liberale Politik noch an den Bürger bringen solle. »Ich freue mich aber für das Land, dass ein Wechsel möglich ist.« Auch wenn sich nicht gleich »fürchterlich viel« ändern werde, sei eine Aufbruchstimmung spürbar. Die FDP-Fraktionsvorsitzende konnte verstehen, dass die SPD jetzt Bundestagsneuwahlen anstrebt, doch sah sie dies auch kritisch: »Das bedeutet doch, dass es erstmal stockend weitergeht.«
Elke Schmidt-Sawatzki, Kandidatin der Grünen, hatte schon in der Wahlnacht von einem »Debakel für Rot-Grün« gesprochen. Auf Kreisebene sei das Ergebnis der Grünen vergleichbar mit dem bei der vergangenen Landtagswahl: »Wir hätten uns zwar mehr erhofft, aber es ist o.k.«

Artikel vom 24.05.2005