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Junge Familien drehen Mehrheit um

Die »Großen« liegen im Landestrend - kurios: Ein Wähler wählt zweimal

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Satte Zugewinne in allen neun Stimmbezirken für die CDU, Verluste, zum Teil drastisch, für die SPD ebenfalls überall: Im Abschneiden der beiden »Großen« liegt Steinhagen im Landestrend. Und doch lohnt der genauere Blick auf die Wahlbezirke - denn das Erstaunliche liegt in mancher Veränderung.

Herausragend ist der Stimmbezirk 7, der den Bereich zwischen Queller Straße/Lange Straße, Bielefelder Straße/Himmelreich umfasst - ein zum Teil etabliertes Wohnviertel, zum anderen Teil großes Neubaugebiet (Diekmann) mit vielen jungen Familien und auch Aussiedlerfamilien. Dort rutscht die SPD um 10,9 Prozent auf 36,66 Prozent ab, während die CDU dort mit 15,8 Prozent (auf 48,30) ihre höchste Steigerung in der Gemeinde einfährt. Die Grünen verlieren leicht (-1,71 auf 4,58 Prozent), die FDP etwas stärker (-3,37 auf 6,70 Prozent). Die bisherigen Mehrheitsverhältnisse haben sich in diesem Gebiet glatt umgekehrt - offenbar gibt es ein komplettes Umdenken in der Bevölkerung: Die Frage nach dem Wunsch zum politischen Umschwung darf man hier wohl getrost stellen.
Ähnliches könnte man für einen weiteren Stimmbezirk annehmen, der ebenfalls so herausragend deutliche Gewinne und Verluste aufweist: der Bezirk 5, der das Wohngebiet Esch mit vielen jungen Häuslebauern ebenso wie die Upmannsiedlung und den südlichen Teil des Dorfkerns mit alteingesessener Bevölkerung abdeckt. Auch dort: SPD -10,4 auf 39,02 Prozent, CDU +12,8 auf 43,06 Prozent, Grüne -0,36 auf 8,32 und FDP -2,71 auf 6,08 Prozent.
Die noch geringsten Verluste für die SPD - nur -2,85 (38,96) - und die wenigsten Zugewinne für die CDU (+5,32 auf 43,01 Prozent) - ergeben sich im Stimmbezirk 2 (Rote Erde und Teile Amshausens). Das ist der Bezirk, in dem auch SPD-Kandidatin Ursula Bolte wohnt: Ganz weit lagen die beiden großen Parteien dort ohnehin nicht auseinander, aber möglicherweise spielt ja auch die räumliche Nähe zur Landtagsabgeordneten eine Rolle.
Überdurchschnittlich hoch ist die Wahlbeteiligung in der Gemeinde mit 67,73 Prozent - etwas gesteigert auch gegenüber 2000 mit 63,01 Prozent. Unterdurchschnittlich: die Zahl der ungültigen Stimmen: nur 42 sind das bei 10 084 insgesamt abgegebenen. Das liegt natürlich an den elektronischen Wahlgeräten, die jetzt bereits zum vierten Mal eingesetzt wurden und die keine versehentlich ungültige Stimmabgabe mehr zulassen. Schnell war die Gemeinde: »Um 18.35 Uhr hatten wir das endgültige Ergebnis für die Gemeinde inklusive Briefwahl vorliegen«, zog Wahlleiter Reinhard Junker positive Bilanz. Technische Probleme habe es nicht gegeben.
Aber ein Kuriosum: Ein Wähler hat zweimal gewählt. Versehentlich. Der Wahlvorstand hatte die Wahlmaschine nach der ersten Stimmabgabe sehr schnell wieder freigegeben, was den Wähler, der noch am Gerät stand, irritierte und zu einem erneuten Tastendruck veranlasste . . .

Artikel vom 24.05.2005