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Begegnungen in
historischen Räumen

Marie Boden stellt in Burg Dringenberg aus

Dringenberg (rf). Texte, Objektkästen und rote Bilder sind die drei Werkgruppen von Marie Boden, die derzeit in der Burg Dringenberg zu bestaunen sind. Rencontres, also Begegnungen, nennt sie ihre Präsentation in den historischen Räumen der früheren fürstbischöflichen Sommerresidenz.

Die 1960 in Essen geborene Künstlerin stellt eine schwarz-weiße Serie mit toten, preparierten Tierkörpern, französischen Wortspielen und antiquierte französische Buchseiten zu Schau. Basis jeder Arbeit ist die erste Begegnung mit dem Fundstück. Es sind überwiegend tote Kleintiere, die die Künstlerin mit nach Hause nimmt, diese präpariert und mit anderen Funden in Vitrinen für sich und andere aufbereitet. Doch dabei bleibt es nicht. Es entsteht dann die gedankliche Arbeit: den Tieren ein ihnen adäquates Umfeld zu erfinden, einen neuen Kontext, der nicht nur das subjektive Empfinden der Künstlerin widerspiegelt, sondern in gleicher Weise im Betrachter Emotionen durch die unvermittelte Ansicht der im Verfall aufgehaltenen Tiere auslöst. Durch diese Komposition soll das tote Tier wieder ein Teil des Lebens werden. »Der Tod kann vor diesem neuen neutralen, reinen Hintergrund aus neuer Perspektive betrachtet werden. Der Tod verliert die gewohnte Bedrohlichkeit. Der Ekel nimmt ab, stattdessen entfaltet sich eine eiskalte Schönheit mit Lebensspuren und Zeitzeichen«, erläutert die Künstlerin dem zahlreich erschienenen Publikum.
Doch sind diese Rencontres nur eine Art Begleiter, die parallel zu den farbigen, meist roten Bildarbeiten entstanden. Rot ist das Glück, so die Künstlerin. Glück, Liebe, Leben sind die einen Facetten der Farbe Rot, die anderen zeigen den prallen Gegensatz: Rot für Gefahr, Blut und Tod. »In den Bilder von Marie Boden kommt der Facettenreichtum des Lebens in den unterschiedlichen, vielschichtigen Rottönen zum Ausdruck«, erläutert die Kunstphilosophin Christine Steuernagel.
 Zwischen den beiden Werkgruppen - der Objektkästen und der roten Bilder - sind als Bindeglied Seiten alter Bücher, die die Künstlerin mit zumeist französischen Zeichen und Schriften bearbeitet hat, zu finden. Diese sollen dem Dialog mit den Tierkörpern dienen.

Artikel vom 24.05.2005