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Königin verpasst den finalen Schuss

Regent von Druffel verspürte »eine Mischung aus Kribbeln, Schock und Überraschung«

Von Meike Oblau
Rietberg-Druffel (WB). Der Zeitpunkt war eigentlich ideal gewählt, als Konrad Buschsieweke am Pfingstmontag auf dem Druffeler Schützenfest den Vogel abschoss. Vor 40 Jahren war sein Vater Schützenkönig, vor 20 Jahren er selbst Jungschützenkönig geworden. Und doch war der Abschuss des Vogels eigentlich gar nicht geplant, wie der neue »König von Druffel« in der neuen WESTFALEN-BLATT-Serie verrät.

»Im vergangenen Jahr, da wollte ich unbedingt König werden«, erinnert er sich. Doch unterlag er bekanntlich dem Linteler Gerd Alke im finalen »Showdown«. In diesem Jahr wollte der selbstständige Schlosser nicht angreifen. Sein Bruder Meinolf, seineszeichens Druffeler Jungschützenmeister, machte sich ans Werk, um dem Vogel den Garaus zu machen. Es fand sich aber kein ernsthafter Konkurrent. »Da ist Meinolf zu mir gekommen, denn ganz alleine wollte er auch nicht schießen«, erinnert sich Buschsieweke, der zuvor zwar ein paar Mal auf den Vogel gezielt, sich dann aber zurückgezogen hatte. Was dann folgte, wird den Druffelern wohl auf ewig im Gedächtnis bleiben. Auftritt Konrad Buschsieweke. Ein Schuss, ein ungläubiger Blick - und der Vogel lag unten. Sein erster Gedanke? »Es tat mir total leid für meinen Bruder«, gibt Konrad Buschsieweke offen zu. Schließlich überwog aber doch die Freude, vor allem, als Meinolf signalisierte, dass er sich ehrlich mitfreute. Und die neue Königin? Die hatte den finalen Schuss doch glatt verpasst. »Ich war fest davon ausgegangen, dass Meinolf den Vogel runterholt. Ich wollte mich schnell noch mal frisch machen, bevor ich zum Gratulieren unter die Vogelstange gehen wollte. Und plötzlich hieß es, Konrad ist König. Ich konnte es gar nicht glauben«, schildert Birgit Buschsieweke.
Das Ehepaar, das zusammen mit Buschsiewekes Mutter Irmgard an der Druffeler Straße ein schmuckes Eigenheim direkt neben der eigenen Schlosserei besitzt, hatte die Besteigung des Throns zwar »für irgendwann mal« geplant. Als der Vogel dann aber am Pfingstmontag plötzlich und unverhofft fiel, verspürte Konrad Buschsieweke »so eine Mischung aus Kribbeln, Schock und Überraschung«. Schnell aber hatte er sich wieder gefasst: »Noch am Schießstand habe ich begonnen, Leute zu fragen, ob sie mit auf den Thron gehen.« Denn auch das war in keinster Weise vorbereitet - der Hofstaat musste erst noch zusammen gesucht werden. »Unsere Freunde haben wirklich super und spontan reagiert. Jeder, den wir gefragt haben, hat zugesagt«, freute sich Birgit Buschsieweke, die zusammen mit ihrem Mann auch bereits Thronerfahrung hat. Das Paar gehörte schon bei König Franz-Josef Torweihen und bei König Josef Mertensotto zum Throngefolge.
Nach der Proklamation im Festzelt begann für die Frauen der Throngesellschaft die Hektik. In allerkürzester Zeit mussten passende Thronkleider eingekauft werden. Die »einschlägigen« Modegeschäfte in Kaunitz und Lippstadt jedoch waren bestens auf den Ansturm vorbereitet, hatten ihre Geschäfte wie jedes Jahr auch am Pfingstmontag extra für »Thronbesteigerinnen« geöffnet und nahmen an den ausgewählten Kleidern fix auch noch die notwendigen Änderungen vor. »Da haben wir Männer es leichter, wir tragen auch auf dem Thron unsere Schützenuniform«, meint Konrad Buschsieweke. »Nur wenn es richtig heiß wird, wird dieser Vorteil zum Nachteil. Unter den Schützenjackets schwitzt man nämlich ganz schön...« Für das Königspaar stehen jetzt zahlreiche Repräsentationstermine auf dem Programm. Einer der ersten Auftritte wird der Besuch auf dem Bokeler Schützenfest sein - und darauf freut sich Birgit Buschsieweke ganz besonders. Für die 32-Jährige wird das nämlich ein Heimspiel: sie kommt aus Bokel. Desweiteren stehen die Schützenfeste in Neuenkirchen, Westerwiehe, Rietberg und Varensell im Terminplan, und auch beim Winterball, bei Geburtstagen, Ehejubiläen und Beerdigungen stehen die Buschsiewekes nun ein Jahr lang in der Pflicht. Zum Glück stoßen sie bei Oma und Opa auf großes Verständnis für ihr neues Amt: »Wenn man so eine tolle Unterstützung erfährt wie wir, dann kann man auch Schützenkönigspaar werden, obwohl man Kinder hat«, freut sich Birgit Buschsieweke über diverse »Babysitter«-Angebote aus ihrer Familie.

Artikel vom 25.05.2005