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Der Vertraute des Papstes

Prof. Heinz Schütte legt seine Lebenserinnerungen vor

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Zu den langjährigen Vertrauten und Weggefährten des Papstes Benedikt XVI. gehört der Paderborner Theologe Prof. Dr. Heinz Schütte. Der 81-Jährige hat jetzt seine Lebenserinnerungen veröffentlicht.

Bei der Lektüre des im Paderborner MuNe-Verlag erschienenen Paperback-Buches mit dem Titel »Nicht ich, sondern Gottes Gnade mit mir« (155. S., 9 Euro) wird so mancher Leser ins Schmunzeln kommen, blättert Schütte doch mit viel Humor und Herzblut sein ereignisreiches Leben mit allen Höhen und Tiefen auf. Der körperlich rüstige und geistig überaus rege frühere Theologiedozent in Bonn, Köln und Aachen, der 1979 als Direktor des Möhler-Instituts für Ökumenik nach Paderborn berufen wurde, sieht sich vor allen Dingen als Sachwalter einer Überwindung der konfessionellen Spaltung nicht nur in Deutschland.
Dabei brachte dem jungen Gymnasiallehrer sein frühes Bekenntnis zur Ökumene 1960 erheblichen Ärger mit der Amtskirche ein. Auf Betreiben des Vatikans verlor Schütte 1960 nicht nur seine Lehrbefähigung als Religionslehrer, das Bistum Köln verhängte auch Rede- und Schreibverbot gegen den »aufmüpfigen« Geist. Der freilich ließ sich nicht unterkriegen und studierte in Bonn und Münster Theologie - und erhielt von seinem Doktorvater Joseph Ratzinger für seine Dissertation über Katholische Kirche und Protestantismus die Bestnote. Das Schreibverbot war damit erledigt - bis heute füllen die Veröffentlichungen Schüttes ganze Regalmeter.
Ratzinger, der Schütte jedes Jahr nach Regensburg zum »Schülertreffen« einlud - die nächsten Treffen werden wohl in der Päpstliche Sommerresidenz in Castelgandolfo stattfinden -, konnte in vielen ökumenischen Fragen auf die gründliche Kommentierung seines Schülers rechnen. In seiner Autobiographie weist der zweifache Adoptivvater zudem Wege aus dem Priestermangel auf und scheut keine Antwort auf die Frage, wann Frauen die Einnahme der Antibaby-Pille anzuraten sei.

Artikel vom 24.05.2005