21.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Warum mit Bierflaschen
Maß genommen wird

Landwirte bringen den ersten Grasschnitt ein


Herford (Re). Im Kreis Herford sind die Bauern derzeit mit Schleppern und Erntemaschinen in den Wiesen zu sehen. Der Grund für diese Betriebsamkeit: Sie ernten den »ersten Grasschnitt«. »Das Gras, der erste Aufwuchs in diesem Jahr, wird gemäht und als Futter für die Rinder eingefahren«, erklärt Wilhelm Brüggemeier, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford. Luftdicht verschlossen und gut konserviert sorgt die so genannte Silage für eine ausgewogene Ernährung der Tiere. Brüggemeier: »Dies ist die wichtigste Ernte für Milchviehbetriebe, da sie die Grundfuttersicherung für den nächsten Winter darstellt.«
Ein Faustregel heißt: Gemäht wird, wenn das Gras »Bierflaschenhöhe« hat - und zwar die einer großen 1/2 Liter-Flasche. Das Grundfutter für die Milchkühe muss genau im richtigen Moment geschnitten und konserviert werden, damit der bestmögliche Kompromiss aus Qualität und Menge erreicht wird. »Wird zulange mit der ersten Mahd gewartet, fangen die Gräser an zu blühen«, erläutert Brüggemeier. Folge: Das Gras wird hart, der Rohfasergehalt des Grünfutters steigt und ist damit weniger gut verdaulich. Für die Silage bleibt das gemähte Gras einen Tag lang liegen, damit es antrocknet. Die Betriebe brauchen nun eine besonders große Schlagkraft, um das Gras schnell einfahren zu können. Diese Arbeit vergeben viele Landwirte an Lohnunternehmer. »Luftdicht verpackt ist die Silage dann bis zum nächsten Frühjahr haltbar«, so der Vorsitzende. Wie geschieht das? Abgeschlossen von der Luft läuft der Gärungsprozess ab. Die luftscheuen Milchsäurebakterien sorgen dafür, dass schädliche Organismen - wie Butter- und Essigsäurebakterien oder Schimmelpilze - abgetötet werden. Im Gegensatz zum Heu, das später geerntet wird und bei dem der Wassergehalt des Schnittgutes durch Wind und Sonne von ursprünglich 85 Prozent auf etwa 15 Prozent gesenkt wird, liegt der Wasseranteil bei der Grassilage noch bei 60 bis 70 Prozent. Wichtig ist, dass das Grünfutter weder zu nass noch zu trocken ins Silo gefahren wird.

Artikel vom 21.05.2005