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Körperformen
abstrakt gerahmt

Robert Pfanns Akte im »KunstWerk«

Von Ruth Matthes (Text)
und Curd Paetzke (Fotos)
Herford (HK). Er ist ein hervorragender Zeichner mit einem Faible »für den menschlichen Körper als Naturform«. Vom heutigen Samstag bis zum 24. Juni zeigt Robert Pfann im »KunstWerk« an der Waltgeristraße Aktzeichnungen der vergangenen sechs Jahre.

Die meisten Bilder des Darmstädter Künstlers sind geprägt von einem Nebeneinander realistischer und abstrakter Elemente. Da ist zum Beispiel die Frau im Schneidersitz, deren Beine in die V-Form eines abstrakten Rahmens übergehen, den sie gleichsam selbst bilden. Eine andere scheint gerade aus dem Bild zu steigen.
Immer wieder ist es Pfann gelungen, ein harmonisches Zusammenspiel geometrischer und körperlicher Formen darzustellen. Seinen Modellen - auch eine Schwangere war dabei -Êverlangt er bislang recht unbequeme Posen ab, »doch die Anstrengung ist dadurch gemildert, dass ich sie nur kurz fotografiere und dann nach den Fotos arbeite«, erklärt der Zeichner. Er versteht es meisterlich, Licht und Schatten, Formen und Farben so einzufangen, dass die Körper eine enorme Lebensnähe ausstrahlen. »Auch wenn meine Zeichnungen den Körper völlig unverhüllt zeigen, so sind sie doch nicht voyeuristisch gemeint«, betont der Künstler, »und sie werden auch nicht so aufgefasst.«
Vertreten sind im »KunstWerk« sowohl ältere Arbeiten von 1999, bei denen der Akt noch Format füllender ist, als auch jüngere Zeichnungen, bei denen Pfann stärker zur Farbe gegriffen hat. Meist jedoch stellt er dem Bleistiftakt nur eine Farbe gegenüber wie zum Beispiel bei dem Akt, der die Einladung zur Ausstellung ziert. Hier wendet sich eine Frau vom Betrachter ab und blickt in eine warme rote Fläche.
Ein wenig aus dem Rahmen fällt das Bild »Am Anfang der Gedanke«, das einen Menschen am Hang darstellt, der gerne fliegen möchte, jedoch noch an die Erde gebunden ist. Dies macht Pfann durch eine formale und farbliche Verbindung zwischen dem Menschen und dem Untergrund, auf dem er steht, deutlich.
Interessant ist auch Pfanns Malgrund. Der 1965 geborene Grafikdesigner zeichnet mit Pastellkreide, Blei- und Farbstiften nicht auf Papier, sondern auf »ganz übliche Baumarkt-Holzplatten«, wie er sagt. Dabei lässt er die Maserung des Holzes durch seine Zeichnungen schimmern. Sie wird zu einem weiteren Gestaltungselement. »Wenn zum Beispiel Astlöcher an bestimmten Stellen noch zu erkennen sind, so nehme ich das gerne hin. Sie bilden eine willkommene Zufallskomponente innerhalb meiner doch sehr konstruierten Zeichnungen«, erklärt Pfann. Ansonsten überlässt er wenig dem Zufall und fertigt für seine Arbeiten stets Vorzeichnungen an. Ideal genutzt hat er den Verlauf der Maserung bei einer Zeichnung, die eine Frau zeigt, deren Arme V-förmig in die Höhe zeigen. Ein harmonisches Zusammenspiel von Natur und Kunst entsteht.
Die Ausstellung wird heute, Samstag, um 17 Uhr eröffnet und ist montags bis freitags von 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter % 0 52 21 / 2 22 44 (Gerd Schnapp-Ebmeier) zu sehen.

Artikel vom 21.05.2005