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Das Wort zum Sonntag

Von Pastor Uwe Neumann, Beverungen


Darf ich Ihnen, liebe Leser, einen ganz gemeinen Spruch zum Thema »Wahl« weitergeben, den ich in den vergangenen Tagen in Gesprächen gehört habe? Hier ist er: »Nur die dümmsten Schweine wählen sich ihre Metzger selbst!«
Ganz schön böse, nicht wahr? Und vor allem falsch, denn es gefällt mir gar nicht, als Wähler durch einen solchen Spruch zu einem »dummen Schwein« gemacht zu werden.
Tatsache ist, dass wir Wählerinnen und Wähler aufgefordert sind, am Sonntag zu wählen und mir ist dabei im Vorfeld sehr deutlich geworden, wie eng die Spiel- und Gestaltungsräume auch in der Politik inzwischen geworden sind. Ich ahne bereits, dass sich auch nach der Wahl keine wirklich durchgreifenden Verbesserungen ergeben werden, die uns alle so richtig befreit aufatmen lassen. Ich empfinde das als frustrierend und ich stelle mir vor, dass es den Politikerinnen und Politikern oft auch so geht. Da ist es kein Wunder, dass das Wort »Politikverdrossenheit« bei vielen geradezu magisch an Anziehungskraft gewinnt.
Für Martin Luther war »die Obrigkeit« noch von Gott eingesetzt. Das ist eine Vorstellung, die wir so heute wohl nicht mehr haben. Dort, wo man zu seiner Zeit eine Wahl hatte, zählte er diese zu den »weltlichen Dingen« und rät, in solchen Fällen auf den gesunden Menschenverstand zu bauen und auf das »eigene Herz« zu hören. Ich finde, dass das wiederum ein Tipp ist, der über die Zeiten gültig ist und heute vielleicht sogar für eine politische Wahl passt. Hiermit gebe ich ihn an Sie weiter.
Des Weiteren halte ich es für wichtig zur Wahl zu gehen und demokratische Möglichkeiten zu nutzen. Sonst stehen wir in der Gefahr zu »armen Schweinen« zu werden, weil wir zulassen, dass andere einfach so über uns bestimmen.
Klar: Wer die Wahl hat, hat oftmals auch die Qual. Aber können wir uns auch noch freuen, dass wir - anders als Martin Luther zu seiner Zeit - überhaupt eine solche Wahl haben?

Artikel vom 21.05.2005