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Ein Blues-Menü
für Feinschmecker

Gregor Hilden und Band im Jazzclub

Von Matthias Lüke
Paderborn (WV). Ein wirklich fabelhaftes Konzert lieferte die »Gregor Hilden Blues Band« auf Einladung des Jazzclubs in der Kulturwerkstatt.

Der aus Münster stammende Hilden stellte eindrucksvoll unter Beweis, daß sich glaubwürdiger Blues, Soul und grooviger Jazz nicht gezwungenermaßen ausschließlich in Louisiana, sondern auch wunderbar im bodenständigen Westfalen entfalten kann.
Bei dieser Musik ruhig sitzen zu bleiben, war ganz und gar nicht drin. Wenigstens der eine Fuß des entspannt übergeschlagenen Beines musste wippend dem durch unheimlichen Groove hervorgerufenen Bewegungsdrang, den die »swingendste Blues-Band Deutschlands« verursachte, freien Lauf lassen. Denn gleich im einleitenden und leichtfüßig dahin swingenden Stück gab Jeder aus der vierköpfigen Formation eine solistische Kostprobe seines Könnens zum Besten, die große Lust auf mehr machte.
Im Vordergrund standen jedoch ganz gewiss zwei Herren: zum einen natürlich Gregor Hilden, der seiner »Gibson Les Paul« von wunderbar kräftigen bluesigen Klängen bis hin zu hauchzarten filigranen Obertönen so Einiges abverlangte und die Anschlagsdynamik seines Instruments voll und ganz ausnutzte. Seine zahlreichen Soli, beispielsweise in Peter Greans »Slabo Day«, wirkten in sich gekonnt strukturiert wie auch ungemein emotional - und auch in der Rolle des begleitenden Gitarristen harmonierte er prächtig mit seinen Kollegen.
Zum anderen rückte Horst Bergmeyer in den Vordergrund, dessen überaus virtuose Soloeinlagen vor allem auf der charismatisch schreienden Korg-Orgel begeisterten. Abgesehen davon war es allein schon ein Erlebnis, Bergmeyers ungewöhnliche Körpersprache und Mimik in Verbindung mit seinem Spiel erleben zu dürfen. Für den groovigen Rhythmus sorgten Dirk Brandt an den Drums sowie Sascha Öing an der Bass-Gitarre.
Die sympathische Band musizierte routiniert aufeinander abgestimmt, besonders was die fließend angepasste Dynamik der jeweiligen Solisten anging. Das abwechslungsreiche musikalische Programm reichte an diesem Abend von eigens komponierten Stücken Hildens über bekannte Werke der Blues- und Jazzgeschichte wie Miles Davis' »Milestones« oder Ray Charles' besinnlicher Ballade »Georgia on my mind« - im Großen und Ganzen eine sehr ansprechende Mélange aus Blues, Jazz und Soul.
Dass während des gesamten Gigs nur zwei Gesangseinlagen Horst Bergmeyers dabei waren, dürfte der eine oder andere Fan etwas bedauert haben, hatte der extravagante Pianist doch eine recht angenehm jazzige Stimme. Nichtsdestotrotz war es ein toller Konzertabend, und sowohl der Blues- als auch Jazzfan kamen dabei absolut auf ihre Kosten.

Artikel vom 21.05.2005