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Der Sportsteckbrief
»Oberliga - mindestens!«, urteilten die Experten, wenn der rotblonde Youngster hochstieg, mit blitzartigem Armzug ein weiteres Tor für Spvg. Steinhagen erzielte. Oder beim Durchbruch wieder 'mal zu schnell für die gegnerische Abwehr war. Das mag gut 15 Jahre her sein. In der abgelaufenen Saison spielte Frank Panofen nicht minder erfolgreich, erzielte für TG Hörste II 195 Bezirksliga-Treffer, war zum dritten Mal in seiner Karriere bester Handball-Torjäger im Altkreis. Trotz aller Angebote höherklassiger Klubs ist »Panne« seiner Heimat treu geblieben, hat nur einmal - der Familie wegen - 1998 von Steinhagen nach Hörste den Verein gewechselt und statt sportlicher Meriten auf höherer Ebene die Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften im Fachgebiet Molekularbiologie geschafft. Mit Abpfiff der Saison endete Frank Panofens Handballer-Laufbahn.

Name: Frank Panofen
Geburtsdatum:8. Mai 1969
Geburtsort:Münster
Spitzname:Panne
Beruf:Technology Manager Europe bei einem international tätigen Unternehmen
Familienstand:verheiratet, drei Kinder
Größe:1,81 Meter
Gewicht:für mein Gewicht zu klein
Lieblingsessen:Gegrilltes
Getränk:Bier
Hobbys:Ski fahren, Familie

195 Saisontore - warum soll gerade jetzt Schluss sein, mit dem Handball? Dass mein letztes Handball-Spiel mit dem Ende einer noch einmal sehr erfolgreichen Saison zusammenfällt, steht eigentlich in keinem Zusammenhang. Es liegt einfach an der beruflichen Anspannung, an meiner internationalen Reisetätigkeit, durch die ich drei oder vier Tage pro Woche nicht zu Hause bin. Dadurch fehlt mir die Zeit zum Training - und ohne Training tut mir jedes Spiel richtig weh, das habe ich dieses Jahr am jeweils nächsten Tag immer schmerzhaft zu spüren bekommen. Wenn Not am Mann ist, würde ich sicherlicher für einzelne Spiele noch 'mal einspringen - aber nur wenn es personell absolut brenzlig ist.
Handball in Steinhagen. Bei der Sportvereinigung bin ich groß geworden, der Verein ist eine große Familie, und das liegt mir halt, weil ich ein geselliger Typ bin. Dieser Aspekt hat bei mir bei allem sportlichen Ehrgeiz immer im Vordergrund gestanden. Zum Verein gekommen bin ich durch einen der Werbezettel der Handball-Abteilung, die damals in der Grundschule verteilt wurden. Mit einigen Freunden aus dem zweiten Schuljahr bin ich das erste Mal zum Training gegangen - und dabei geblieben. Unsere ersten Trainer waren Karl-Heinz Janson und Hans-Erich Griwodz.
Handball in Hörste. Der Wechsel 1998 - verbunden mit unserem Umzug nach Hörste - war natürlich ein Umbruch. Aber ich hatte schon vorher viele private Kontakte zu Hörster Handballern, so dass der Abschied von Steinhagen einfacher zu verkraften war. Was hinzu kam: Wegen der bevorstehenden Doktorarbeit wäre es für mich ohnehin nicht mehr möglich gewesen, in der Phase Landesliga zu spielen, und Hörste war gerade wieder in die Bezirksliga aufgestiegen, so dass ich auch sportlich auf dem Level war, dass mir damals gerade gepasst hat.
Doktor der Naturwissenschaften. Meine Promotion befasst sich mit einem Thema der Grundlagenforschung in der Molekularbiologie, mit dessen Bezeichnung man den Laien nicht langweilen sollte. Ich war schon immer sehr stark naturwissenschaftlich interessiert, deshalb hatte ich mich frühzeitig entschieden, Chemie zu studieren. In diesem Bereich muss man sich dann während des Studiums seinen eigenen Weg suchen. Das erfordert schon einiges an Ehrgeiz und Selbstdisziplin, denn im Laufe der zehn Jahre zweifelt man von Zeit zu Zeit, ob man es wirklich packt. Man braucht den Willen, ein Ziel zu erreichen.
Torjäger. Auch wenn ich jetzt deutlich mehr Saisontore geworfen habe als 1992, beim ersten Gewinn der Torjägerwertung, hat sich meine Rolle im Spiel doch deutlich gewandelt. Früher war ich der dynamische Torjäger, der ohne groß nachzudenken seine Schnelligkeit und Sprungkraft in die Waagschale geworfen hat. Damals machte der Anteil des Talents am Erfolg vielleicht 70 Prozent gegenüber 30 Prozent erlernter Fähigkeiten aus. Heute ist es wahrscheinlich genau umgekehrt, weil man mit nachlassender Beweglichkeit mehr den Kopf einschaltet und die dazu gewonnene Erfahrung einsetzt. Am Handball hat mich immer fasziniert, dass er viel Dynamik, aber auch Strategie erfordert - und nichts für Weicheier ist...
Angebote aus höheren Spielklassen. Generell steht für mich beim Sport immer ein intaktes Umfeld im Vordergrund. Das hätte man vielleicht bei einem höherklassigen Verein vorfinden können. Aber wenn entsprechende Anfragen kamen, passten nie wirklich alle wichtigen Aspekte zusammen. Ich war einfach zu Steinhagener Landesliga-Zeiten in die Mannschaft menschlich und sportlich voll integriert, da wollte man eigentlich gar nicht weg. Später hat dann der berufliche Werdegang keinen Wechsel mehr zugelassen.
Familie... ist das Wichtigste in meinem Leben und genießt höchste Priorität. In den vergangenen Jahren ist natürlich vieles einfacher gewesen, weil sich auch die Familie dem Handball verschrieben hat. Meine Frau Elke spielt ja selbst in Hörste und ist mittlerweile Jugendtrainerin, die drei Kinder im Alter von zehn, sieben und fünf Jahren sind ebenfalls alle am Ball.
Mein schönstes sportliches Erlebnis... kann ich auf die beiden Landesliga-Aufstiege mit Steinhagen und Hörste verteilen. Wobei man das im Abstand von elf Jahren natürlich ganz unterschiedlich wahrgenommen hat. 1992/93 mit der Sportvereinigung war ich als junger Spieler das ganze Jahr über auf unseren Zweikampf mit Gadderbaum fokussiert, als »Vollstrecker« im Angriff hatte man eine wichtige Rolle, aber die Führungsspieler waren erfahrenere Leute wie Dirk und Wolfgang Blankert. Vor einem Jahr mit Hörste habe ich dann selbst so eine Rolle gespielt, man betrachtet das Ganze mit einer gewissen Distanz - aber die Freude über den Erfolg ist ebenso groß.
Mein schlimmstes sportliches Erlebnis... stammt wohl aus der Saison 1990/91. Da haben wir in der Bezirksliga oben mitgemischt, spielten beim hohen Favoriten Horn-Bad Meinberg, der Spielstand war ganz knapp. Ich sollte einen Siebenmeter werfen - und in der Aushol-Bewegung fällt mir der Ball nach hinten aus der Hand. Horns Gegenstoßspezialist Klaus Kottmann hat sich das Ding geschnappt und ein Kontertor erzielt, nach dem wir das Spiel natürlich verloren haben. Sowas vergisst man nicht...
Aufgezeichnet von
Gunnar Feicht

Artikel vom 21.05.2005