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Kreuzweg kehrt zurück

Vorkaufsrecht aus dem Nachlass der Brüder Ameling gesichert

Von Matthias Kleemann
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Der Maler Fritz Mühlenbein aus Marsberg hat im Jahr 1946 für die alte St.-Heinrich-Kirche in Sende einen Kreuzweg mit 14 Stationen gemalt. Wie viel Geld er für seine Arbeit bekommen hat, ist nicht überliefert.

Als die neue St.-Heinrich-Kirche im Jahr 1956 auch einen neuen - und dem Zeitgeschmack entsprechend schlichten - Kreuzweg bekam, verkaufte die Gemeinde den Mühlenbein-Kreuzweg für 3000 Mark an die Brüder Ameling in Verl. Jetzt, nach dem Tod von Heiner und Ferdi Ameling, wechselt der Kreuzweg erneut den Besitzer. Der Pfarrgemeinderat kauft ihn zurück - für 9000 Euro.
»Wir möchten den Kreuzweg zum 50-jährigen Bestehen der Kirche wieder einmal vollständig zeigen«, sagt Gabi Brinkmann vom Pfarrgemeinderat. Anlässlich des Gemeindejubiläums im vergangenen Jahr hatten die Amelings die erste und die letzte Station als Leihgabe für die Ausstellung herausgerückt. »Die anderen zwölf Stationen sind im Hause Ameling in Verl in einer Art Altar fest verbaut«, weiß Gabi Brinkmann.
Dem Pfarrgemeinderat ist vom Erben ein Vorkaufsrecht zugesichert worden, denn eigentlich sollen die Kunstschätze aus dem Nachlass der Amelings versteigert werden. Der Preis ist das Ergebnis einer Expertise.
Trotz der recht hohen Summe, und obwohl aus Haushaltsmitteln der Pfarrgemeinde kein Cent fließen wird, ist das Geschäft im Prinzip in trockenen Tüchern. »6000 Euro haben wir schon zusammen«, freut Gabi Brinkmann sich. Allein während des ökumenischen Kirchentages am vergangenen Pfingstmontag konnte sie 4500 Euro an Spenden akquirieren, davon mehrere Einzelspenden in Höhe von 1000 Euro, und auch für den ausstehenden Betrag gibt es feste Zusagen. So will die Frauengemeinschaft St. Heinrich den Gegenwert für eine Station spenden.
Allerdings kann möglicherweise auch am Preis noch ein wenig gedreht werden. Viel wird es jedoch nicht sein, denn angeblich haben die Ameling-Brüder so einiges an Verbindlichkeiten hinterlassen.
Heiner und Ferdi Ameling waren offenbar Liebhaber sakraler Kunst. So soll es auch viele Gegenstände aus der Verler St.-Anna-Kirche in ihrem Nachlass geben, unter anderem sogar ganze Glasfenster. Als in die katholischen Kirchen in den 50-er und 60-er Jahren eine neue Schlichtheit einzog, ging so manches Stück in Privatbesitz über. Heute findet vielfach eine Rückbesinnung statt. An den schlichten Darstellungen hat man sich satt gesehen, man möchte wieder mehr fürs Auge haben.
Das bedeutet jedoch nicht, dass der zurück gekaufte Kreuzweg nun wieder dauerhaft in der Kirche aufgehängt werden soll. In Abstimmung mit den Geistlichen wolle man einen Wechsel anstreben, sagt Gabi Brinkmann. Denn andererseits wäre es ja auch schade, einen so teuer zurück gekauften Kreuzweg gar nicht zu zeigen.
Sicher wäre es nicht so schnell zum Rückkauf gekommen, wenn die Amelings nicht so plötzlich beide gestorben wären. »So lange sich der Kreuzweg im Besitz der Brüder befand, konnten wir davon ausgehen, dass er in der Region bleibt, und wir ihn uns auch mal ausleihen können«, sagt Gabi Brinkmann. »Wer weiß aber, wo er hinginge, wenn er versteigert würde.«

Artikel vom 20.05.2005