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Hanfverein baut »Spitzenposition« aus

Land unterstützt neue Koordinationsstelle bei der Landwirtschaftskammer mit 135 000 Euro

Werther/Rheda-Wiedenbrück (dh). Der Hanfverein hat gestern erneut eine gute Ernte eingefahren: Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im NRW-Landwirtschaftsministerium, hat dem Vereinsvorsitzenden Karl-Erich Oldemeyer in Rheda-Wiedenbrück einen Zuwendungsbescheid über 135 000 Euro überreicht. Damit soll ein zweijähriges Projekt zur Koordinierung des Hanfanbaus in NRW finanziert werden (das WESTFALEN-BLATT berichtete).

Die »Schnittstelle« zwischen erfahrenen Hanfanbauern, Neueinsteigern, Verbrauchern und Industrie soll Mitte des Jahres in der Kreisstelle Rheda-Wiedenbrück der Landwirtschaftskammer NRW eingerichtet werden. Mit Dr. Nicole Armbrüster, einer 31-jährigen Diplom-Biologin aus Münster, habe man eine hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftlerin gefunden, sagte Oldemeyer, der die Förderung als »Starthilfe« sieht, im »Haus des Bauern«.
Der »Verein zur Förderung des Anbaus und der Verwertung von Hanf« verspricht sich von dem Projekt nicht nur eine Stärkung der Kreisstelle Rheda-Wiedenbrück, sondern vor allem die Verbreitung des Hanfanbaus.
In den vergangenen zehn Jahren sei es dem Hanfverein gelungen, für NRW in Sachen Hanf eine Spitzenposition zu erarbeiten. Schließlich sei auch der Verein an der Entwicklung des Verfahrens zur Aufschlüsselung der Faserpflanze, wie es in der Hanffabrik umgesetzt werden soll, nicht unbeteiligt gewesen. »Wir haben uns in der Vermarktung dieses begehrten Verfahrens ganz bewusst zurückgehalten, weil wir den Standort NRW stärken wollen«, so Oldemeyer.
Wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit des Hanfvereins und des »Zentrums für nachwachsende Rohstoffe« der Landwirtschaftskammer ist, machte Dr. Thomas Griese deutlich: Bis 2020 solle die »Vier mal 25« umgesetzt werden. Das bedeute, dass jeweils 25 Prozent des Strom-, Wärme- und des Treibstoffverbrauchs sowie ein Viertel des Einsatzes von ölbasierten Kunststoffen durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden.
Die Vorteile von nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Hanf als Kunststoff-Ersatz liegen aus Thomas Grieses Sicht auf der Hand: »Hanf ist eine Alternative für Landwirte, ökonomisch interessant, umweltfreundlich und leicht.«
Seit 1996 ist der Einsatz von Hanffasern für Innenverkleidungen in der Automobilindustrie laut Griese von ein auf 15 Prozent gestiegen. »Auch das Handschuhfach des Mercedes SLK ist aus Hanf«, schmunzelte er. »Vor zwei Jahren sind noch 700 Tonnen Hanf für die Herstellung von Dämmstoffen für die Bauindustrie verwendet worden, heute sind es 2 000 bis 2 500 Tonnen.« Weitere Chancen liegen laut Oldemeyer in Hanf als Ersatz für Baumwolle.
Ein dickes Lob für die Landwirte gab es von Ulrich Bultmann, Leiter der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer in Rheda-Wiedenbrück: »Es ist typisch für den Kreis Gütersloh, dass hier so ein zukunftsweisendes Projekt angestoßen wird«, sagte er. Die Landwirte in der Region seien kreativ, innovativ und aufgeschlossen, so Bultmann. Deswegen sei er überzeugt davon, dass der Hanfanbau hier vorangetrieben werden kann. Aber er müsse auch Wertschöpfung für die Landwirte bringen.

Artikel vom 20.05.2005