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Willi Lemke: »In der Schule
Ziele setzen wie im Sport«

Bremens Bildungssenator war Mittwoch im Lindenbad

Altkreis Halle (kg). Als Manager bei Werder Bremen war Willi Lemke sozusagen Kapitän auf einem Schnellboot. Als Senator für Bildung und Wissenschaft muss er einen schwerfälligen Tanker steuern. Das sagte der prominente Gast jedenfalls am Mittwochabend bei einer Veranstaltung, zu der SPD-Landtagsabgeordnete Ursula Bolte nach Halle eingeladen hatte.

In den Vereinsräumen im Lindenbad nahm der heutige Aufsichtsratsvorsitzende von Werder erst einmal interessiert an einer Ehrung teil. Ursula Bolte und Werther Bürgermeisterin Marion Weike als Jurymitglied zeichneten die Teilnehmer an einem SPD-Landeswettbewerb zum Thema »Sport ist Freundschaft« aus. Dem Namen entsprechend ging es nicht um sportliche Erfolge für die Vereine aus dem Altkreis, Dornberg und Jöllenbeck, sondern auch um soziale, bürgerschaftliche und integrative Ansätze -Êden unterschiedlichen Ausrichtungen der Vereine entsprechend. Dritte Plätze, verbunden mit einem Preis in Höhe von 50 Euro, erhielten vier Vereine. Der Schachclub Steinhagen richtet unter anderem die »Jugend Open« aus, wie Martin Jagotka berichtete. Im TV Deutsche Eiche Künsebeck erlebt die Damen-Turngruppe um Renate Deumlich Freundschaft gemeinsam. Das große Kinder-Spielfest auf Initiative von Georg Wörmann überzeugte beim SC Halle, beim CVJM Jöllenbeck war es ein offenes Spielangebot unter dem Namen »Interesse«. Für die Kinder- und Jugendarbeit trug der TuS Brockhagen, vertreten durch Detlev Walkenhorst, den mit 75 Euro dotierten zweiten Platz davon. Die Sportfreunde Loxten haben sich in den vergangenen Jahren auch für krebskranke Kinder und Tschernobyl-Kinder eingesetzt. Uwe Wittkamp nahm den Sieger-Anerkennungsscheck über 100 Euro mit.
»Sport und offene Ganztagsschule« war das Thema für den Bremer Bildungssenator Willi Lemke. Vor dem Hintergrund von Kritik an reiner Betreuung (CDU) und Angst vor gesperrten Hallen (Vereine) warb Lemke um Kooperation. Die Zusammenarbeit bringe riesige Chancen für beide Seiten mit sich, betonte er und nannte das Beispiel einer kleinen Grundschule in Bremen, wo bekanntlich derzeit eine große Koalition regiert: sieben Stunden Sport wöchentlich für die Kinder, die von acht bis 16 Uhr in der Schule sind. Erteilt werde der Unterricht nicht von Lehrern, sondern von ehrenamtlichen, hauptamtlichen und nebenamtlichen Übungsleitern aus den Vereinen. »Eine Lehrerstunde kostet insgesamt 65 Euro. Das ist das teuerste Gut an der Schule«, sprach er sich dafür aus, Fachkräfte aus den Vereinen in der Schule einzusetzen - vielleicht sogar auch vormittags. Die Schachabteilung von Werder Bremen kooperiert übrigens auch mit den Grundschulen - und habe dadurch »massenhaft Jugendliche gewonnen«.
Die Talentsuche und -förderung im großen Sammelbecken »offene Ganztagsschule« ist für Willi Lemke ein Teil des Profits, den Vereine durch eine Partnerschaft mit Schulen gewinnen können. Schulen können selbst an Profil gewinnen. Dieser »anstrengende Prozess« zugunsten aller Beteiligter sei allerdings nicht ohne Druck, nicht ohne Kontrolle möglich, meinte der Bildungssenator. Auch nicht ohne Ehrgeiz bei den und für die Kinder. Lemke: »Auch in der Schule muss man sich Ziele setzen wie im Sport«.

Artikel vom 20.05.2005