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Netzwerk hilft armen
Witwen und Schülern

Bürgerkomitee fördert 23 Projekte auf zwei Kontinenten

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Oyoko ist das »Prunkstück«, wie berichtet - das größte und umfangreichste Projekt des Gemeinde-Bürgerkomitees für Entwicklungszusammenarbeit. Doch Oyoko, längst selbständig geworden, ist nicht das einzige Anliegen der Steinhagener Helfer und ihrer Kollegen in der Partnerstadt Woerden. Der Blick sollte nicht zu eng werden, die Netzwerkarbeit mit kleineren Initiativen war stets wichtig.

Im dritten Teil unserer Serie zum 20-jährigen Bestehen des Bürgerkomitees geht es deshalb heute um die weiteren Aktivitäten des Komitees. Schließlich sind es bis heute 23 Projekte in Afrika und Südamerika, die sich der Hilfe aus Steinhagen und Woerden erfreuten.
Da ist natürlich das Ausbildungszentrum in Teshie, das neben Oyoko wohl größte Projekt, für das sich die Bürgerkomitees vor allem in den 90-er Jahren kräftig ins Zeug legte und das seit einiger Zeit aus dem Gemeinde-Bürgerkomitee ausgegliedert ist, nunmehr im Bürgerkomitee für internationale Bildung betreut wird. 1990 fiel im Garten des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses der Beschluss, die Schule zu bauen, in der Kinder aus ärmsten Familien einen Beruf erlernen und damit eine Zukunft bekommen sollten. 1989 war nach dem ersten erfolgreichem Großprojekt, dem Bau des Hauses Steinhagen im ghanaischen Kinderdorf Effiduasi ein tiefer Einschnitt im Bürgerkomitee entstanden: Vorsitzender Dieter Flöttmann gab seinen Posten auf, zwei weitere Mitglieder zogen sich berufsbedingt zurück. Dieter Halle war neuer Vorsitzender - und er fand in dem Ehepaar Heidrun und Hartmut Peters zwei neue aktive Mitstreiter. Und die beiden brachten auch ein Projekt mit: Teshie, das der ghanaische Pfarrer Edmund Mensah Tetteh bauen wollte. Eine gute Idee, fand das Bürgerkomitee - und das fanden auch die Gruppen der Kirchengemeinde, diverse Schulen, Vereine und Bürger. Die Unterstützung war riesengroß, Teshie ist eine Erfolgsgeschichte für sich.
Doch in Ghana gibt es weitere Projekte. Drei beispiele. Im Norden hilft man einer Gruppe von Witwen, den eigenen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. »Ein eigenes Einkommen durch berufliche Tätigkeit zu erzielen, ist für diese Frauen häufig kaum möglich«, so Dieter Halle. Das Projekt aber vermittelt kleine Summen (etwa 20 Euro) als Darlehen, damit die Frauen Strohhüte herstellen, Zwiebeln oder Sojabohnen anbauen können, die sie mit Gewinn auf dem Markt oder an Zwischenhändler verkaufen. »Durch die Rückzahlungen an die Gruppe wirken die eingesetzten Gelder nachhaltig«, so Dieter Halle.
Für eine bessere Schulausbildung stehen die Schulpatenschaften für die Adventist Preparatory School in Effiduasi, die die Steinhagenerin Anja Freitag betreut. Der Schulbesuch kostet in Ghana Schulgeld: 18 Kindern aus ärmsten Familien wird er durch die Hilfe aus Steinhagen und Woerden so erst möglich gemacht.
Um das Thema Ausbildung geht es ebenfalls im Hilfsprojekt »Fistrad« (Foundation for Integrates und Strategic Development) in Nordghana, wo die Analphabetenquote bei mehr als 80 Prozent liegt. Im Sandema Educational Resource Center lernen Jugendliche und Erwachsene Lesen und Schreiben. Eine Bibliothek etwa ist hier durch Mittel des Bürgerkomitees mit neuen Büchern ausgestattet worden.
Schulprojekte sind auch die Gegenwart und Zukunft des Büregrkomitees: Bethleem in Benin und Hilfsmaßnahmen für die Tsunami-Opfer in Somalia sind dafür die Stichworte - dazu mehr in der vierten und letzten Folge unserer Serie.

Artikel vom 20.05.2005