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Keine Spur zu Varus-Legionen

Hobbyarchäologe Tiggelkamp sucht Grabstätte der Römer bei Erpentrup

Von Michael Robrecht
Bad Driburg/Erpentrup (WB). Quellen, dass Römer und Germanen in der berühmten Varus-Schlacht (9 n. Chr.) nicht in Kalkriese bei Osnabrück, sondern in den Wäldern zwischen Bad Driburg und Detmold aufeinander gestoßen sind, gibt es seit Jahrhunderten. Hobbyarchäologe Gerhard Tiggelkamp (70) glaubte jetzt eine ganz heiße Spur zu haben und wollte aus den Gerüchten Fakten machen.

Er ließ gestern in einer ungewöhnlichen Grabungsaktion in Erpentrup mit einem Bagger nach Massengräbern für tote römische Legionäre suchen. Der Erfolg blieb zu seiner Enttäuschung aus. Seit Jahren hatte er einen Hügel am Ortsausgang von Erpentrup, an der Abfahrt nach Merlsheim gegenüber von Hof Kirschstein und Emmer, im Visier. »Hier könnten die mit Steinen abgedeckten Grabstätten am Hang der Egge liegen, von denen Tacitus berichtet hatte und die Germanicus sechs Jahre nach der Niederlage der drei Legionen anlegen ließ«, erläuterte Tiggelkamp. Bürger aus Erpentrup und Himmighausen, Geschichtsinteressierte sowie Medienvertreter verfolgten das »Ereignis« und hofften, dass das Gelände sein Geheimnis preisgab: Doch statt Helmen, Gebeinen, Schwertern und einer neuen Geschichtsschreibung kamen nur Steine und Erde an die Oberfläche. Nach zwei Stunden hatten die Kühe auf der Wiese ihre Ruhe wieder.
Ludwig Pott, Ortsvorsteher von Erpentrup, bezeichnete die Grabungsaktion als »Pioniertat« und begrüßte, dass einer mit der Suche nach römischen Spuren ernst mache. »Die Schlacht war nicht in Kalkriese, sondern hier im Eggegebirge/Teutoburger Wald«, zeigte sich Gerhard Tiggelkamp sicher. Bis zur 2000-Jahrfeier der Varus-Schlacht will er bei weiteren von ihm bezahlten Grabungen den endgültigen Beweis für seine Thesen erbringen. Den Tacitus-Hinweis auf die Leichen-Hügel an der Egge hält der pensionierte Drucker und Diamantschleifer aus Bad Kreuznach, der kürzlich erst in Himmighausen einen Varus-Vortrag gehalten hat, für sehr genau und viel versprechend.
Dr. Hans-Otto Pollmann vom Bielefelder Amt für Bodendenkmalpflege nimmt Tiggelkamp ernst: »Ich sehe mir die Sondierung auf dem Gelände heute an und kann bei einem Befund fachlich sofort etwas dazu sagen.« Die amtliche Denkmalpflege könne nicht überall graben. »Wir sind hier, weil dies keine wilde Raubgräberei, sondern eine Aktion mit einem wissenschaftlichen Hintergrund ist«, erklärte Pollmann.
Für 240 Euro hat »Römer-Schliemann« Tiggelkamp eine Grabungs-Genehmigung vom Kreis Höxter bekommen, an Bagger und freiwillige Grabungshelfer aus Himmighausen kam er preisgünstig (»Ich lade Euch alle zu Kukuk zum Bier ein«). Geholfen hat dies alles gestern jedoch nichts, was ihn nicht desillusionierte, »denn 2006 will ich einen weiteren Hügel angraben lassen, um auf die Spur der 30 000 getöteten Römer im Teutoburger Wald zu kommen«. Interessant ist aus Sicht der Himmighausener auch eine markante Erdverfärbung an jener Stelle, wo der Fischbach in die Emmer mündet. Römer?

Artikel vom 19.05.2005