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Baufirma betrieben:
270 000 Euro Schaden

Steuern hinterzogen: zwei Jahre auf Bewährung

Von Ingo Schmitz
Nieheim (WB). Schon wieder musste sich ein Steuersünder aus dem Kreis Höxter vor dem Landgericht Paderborn verantworten. Gestern saß ein 51-jähriger Bauunternehmer und Imbissbetreiber aus Nieheim auf der Anklagebank. Er hat einen Schaden von fast 270 000 Euro angerichtet.

Innerhalb kürzester Zeit konnte der Fall von der ersten Strafkammer unter Vorsitz von Richter Bernd Emminghaus geklärt werden. Grund dafür war nicht nur, dass der Angeklagte alle Vorwürfe zugab, sondern dass er über seine Schwarzarbeiter lückenlos Buch geführt hatte. Dieser Umstand hatte dem Finanzamt für Steuerstrafsachen auch die Ermittlungen wesentlich erleichtert, wie ein Zeuge sagte. Das Urteil des Landgerichts Paderborn lautete schließlich auf zwei Jahre Haft. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Dem Steuersünder wurden zudem 300 Stunden gemeinnützige Arbeit auferlegt. Der Nieheimer muss zusätzlich dem Finanzamt Höxter 2500 Euro überweisen und von Juli an, wenn er wieder einen Job als Bauleiter hat, monatlich 150 Euro zahlen.
Durch Zufall schlitterte der gelernte Klempner, ehemalige Kraftfahrer und Betonfacharbeiter in die Selbständigkeit. Den Anstoß dazu hatte eine Baufirma in Bad Pyrmont gegeben, für die der zweimal geschiedene dreifache Vater von 1990 bis 1996 zunächst als Heizungsbauer und später als Bauleiter tätig war.
Als sein Arbeitgeber in finanzielle Not geriet, unterstützte er den Betrieb mit eigenem Geld -Êvon dem er aber nach eigenen Angaben bis heute nichts zurück bekommen hat. Die Finanzspritze brachte den gebürtigen Detmolder selbst in Schwierigkeiten, als er 1996 plötzlich ohne Job war und seine Schulden ihn drückten.
Sein ehemaliger Arbeitgeber ermunterte ihn, für die Firma als selbständiger Bauleiter tätig zu werden. So entstand 1997 unter dem Namen des 51-jährigen eine Baufirma, für die zu Spitzenzeiten bis zu 13 Leute tätig waren. Beschäftigt wurden allerdings auch Schwarzarbeiter, die mehr als 13 000 Stunden für den Angeklagten illegal schufteten. Die Sozialversicherungen wurden auf diese Weise in den Jahren 1997 bis 2004 um 100 000 Euro gebracht. Zudem hinterzog der Unternehmer, der in Schieder auch eine Imbissbude sowie eine Gaststätte betrieb, Steuern in Höhe von insgesamt 166 000 Euro, die sich auf die drei Firmen verteilten.
Inzwischen sind über den Unternehmer Insolvenz und Zwangsvollstreckung hereingebrochen. Finanziell ist er am Ende. »Von der Selbständigkeit hat er endgültig die Nase voll«, stellte daher Verteidiger Detlef Korn fest. Außerdem ließ der Nieheimer durchblicken, dass er gegen seinen ehemaligen Bad Pyrmonter Arbeitgeber aussagen will. »Der hat seit Ende der 80er Jahre Steuern in Millionenhöhe hinterzogen«, behauptete der 51-Jährige gestern. Eine entsprechende Anzeige sei bereits bei der Staatsanwaltschaft Hannover erstattet worden.

Artikel vom 19.05.2005