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Für Neubau, gegen Standort

Westfälische Klinik: Anlieger fürchten Verkehr und verstörte Patienten


Gütersloh (rec). Stadt und Anwohner könnten gegen den geplanten Neubau der Westfälischen Klinik klagen. Ein Normenkontrollverfahren dürfte die Neubaupläne des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vorerst auf Eis legen. Der für dieses Jahr in Aussicht gestellte Landeszuschuss wäre damit verloren. »Das will von uns aber niemand«, sagt Gerhard Kattenstroth von der Bürgergemeinschaft Buxelstraße.
In einem Pressegespräch betonen sie, nicht gegen den Neubau der Psychiatrie an sich zu sein, wohl aber gegen den vom LWL festgelegten Standort an der Buxelstraße. Über die Rechtsmittel habe sich die Bürgergemeinschaft mit Hilfe von Norbert Morkes von den Bürgern für Gütersloh (BfGT) wegen der bislang kompromisslosen Haltung des LWL erkundigt. An diesem Eindruck habe auch die Bürgerversammlung kürzlich nichts geändert, für die Anlieger eine reine Alibi-Veranstaltung.
Auf Grundlage von Kartenmaterial, das die Klinik zur Verfügung stellte, entwarf Nicole Reis-Mertens zwei Alternativstandorte für den geplanten Neubau. Einer davon ist in das Ensemble denkmalgeschützter Klinikgebäude (Häuser 5 und 6) eingebunden, der andere zielt auf das Sportgelände hinter dem Haus 7. »Beide Standorte böten dem Neubau genug Platz. Der 14 000 Quadratmeter große Wald an der Buxelstraße könnte erhalten bleiben und die Klinik könnte das Geld für einen teuren Tunnel zwischen dem Neubau und Haus 7 sparen«, argumentiert Reis-Mertens.
Anliegerin Claudia Creutzfeldt, Mutter von vier Kindern, rekapituliert die Gründe, die nach Ansicht der Gemeinschaft gegen den Standort an der Buxelstraße sprechen:
l Der mehr als 100 Jahre alte Wald an der Buxelstraße ist ein wichtiger Grüngürtel im Stadtbild und muss erhalten bleiben.
l Der Neubau mit einer Länge von mehr als 90 Metern fügt sich nicht in die spärlich bebaute Wohnsiedlung gegenüber.
l Der Neubau wird zu einem enormen Verkehrszuwachs auf der Buxelstraße führen - das habe auch Stadtbaurat Josef E. Löhr im Planungsausschuss bestätigt. Schon heute ist die Buxelstraße zu eng für zwei Autos, die sich im Gegenverkehr begegnen. Es gibt keinen Rad- und keinen Gehweg, die Seitenstreifen werden von Besuchern und Klinikmitarbeitern zugeparkt. Für die Kinder wird die Straße zur Gefahr. Einen Ausbau der Buxelstraße aber müssten vor allem die Anlieger finanzieren.
Noch immer nicht ausgeräumt ist die Furcht vor forensischen Patienten. 20 Rehabilitanten aus der forensischen Klinik Eickelborn würden schon heute in Gütersloh betreut. Ein weiterer Teil Patienten sei nicht freiwillig in Behandlung. »Ich schätze die Arbeit der Westfälische Klinik. Doch wenn ein hochgradig verstörter Patient vor meinem Kind steht, habe ich nur noch Angst«, sagt Claudia Creutzfeldt.

Artikel vom 19.05.2005