20.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Über Halle in die Bundesliga

Fußball-Profi Markus Brzenska war Torschützenkönig in der Masch

Von Hans-Heinrich Sellmann
Halle (WB). Wenn das letzte Tor geschossen, das Endspiel abgepfiffen ist und die siegreiche Mannschaft fest steht, wird's beim Fußball-E-Jugend-Turnier in Halle regelmäßig spannend. Wer sind die besten Spieler des Turniers? Wer darf noch in derselben Nacht von der großen Profi-Karriere träumen?

Besonders gut geschlafen hat vor fast genau elf Jahren ein kleiner Dortmunder Junge. Turniersieg mit seiner Borussia, in der Vorrunde Schalke 04 geschlagen, die Torjäger-Kanone für fünf Treffer mit nach Hause genommen - und das alles vier Tage nach seinem zehnten Geburtstag. Was sollte da noch schief gehen? Nichts. Kommende Woche, drei Tage nach der 13. Auflage des Sparkassen-Cups, wird Markus Brzenska 21 Jahre alt. Er spielt immer noch beim BVB und hat sich seinen Traum erfüllt: Mit der Nummer 35 auf dem Rücken hat der auf stolze 1,96 Meter gewachsene Schlacks diese Saison 22 Spiele in der Bundesliga absolviert.
Als Brzenska 1994 für dieses eine Wochenende nach Halle kam, war er ein Jahr zuvor von seinem Stammverein BV Lünen zur Borussia gewechselt. Bis zur A-Jugend gehörte er allen Junioren-Mannschaften in Schwarz-Gelb an und schaffte im Sommer 2003 den Sprung in den Regionalliga-Kader. Es dauerte nicht lange, ehe Matthias Sammer auf den Defensivmann aufmerksam wurde und ihn in den erweiterten Profi-Kader berief. Vergangene Saison fünf sporadische Bundesliga-Einsätze und jetzt besagte 22 am Stück - Markus Brzenska ist in Deutschlands Fußball-Oberhaus angekommen.
Den in Halle begonnenen Traum lebt das Talent weiterhin mit offenen Augen. Er hat seine Ausbildung zum Kaufmann für Büro-Kommunikation erfolgreich abgeschlossen. »Ein zweites Standbein neben dem Fußball war mir sehr wichtig«, sagt der Youngster. Seitdem konzentriert er sich komplett auf den Sport, ohne dabei seine Bescheidenheit abzulegen. Er hat nämlich am eigenen Leib erlebt, wie schnelllebig das Geschäft sein kann. Seine Karriere hätte nach seinem ersten Einsatz auch schon wieder vorbei sein können: In München musste Brzenska nach zwei Fouls gegen Michael Ballack schon vor der Pause vom Platz - gelb-rote Karte. Dass er danach trotzdem wieder zum Zug kam, lag wohl auch am lizenzgefährdenden Finanzgebaren seines Clubs. Urplötzlich stehen nach Jahren des Geldverschleuderns für überbezahlte »Superstars« aus dem In- und Ausland Eigengewächse in Dortmund wieder ganz hoch im Kurs.
Nicht nur in Dortmund. Turniere wie in Halle nehmen die großen Vereine dankbar an. Es ist jede Menge los, ihre Teams treffen auf Gegner aus dem ganzen Land und vielleicht fällt ja der eine oder andere Spieler auf, der sich den Traum von der Bundesliga erfüllen kann.

Artikel vom 20.05.2005