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Betrüger liefert
Rolex-Uhren nicht

Vlothoer in Abwesenheit verurteilt

Von Hartmut Horstmann
Kreis Herford (HK). Warum ein Mensch im Internet Dinge anbietet, die er gar nicht besitzt, ist eine spannende Frage. Auf eine Antwort wartete das Amtsgericht Bad Oeynhausen vergeblich. Denn der Vlothoer Mark E., angeklagt wegen Betruges, erschien nicht zur Verhandlung.

Verurteilt wurde er dennoch - wenn auch in Abwesenheit - zu einer Geldstrafe in Höhe von 2500 Euro. Gegen das Urteil kann der 32-jährige Vlothoer allerdings noch Rechtsmittel einlegen.
Folgendes wird Mark E. zur Last gelegt: Über die Internet-Auktions-Plattform Ebay hat der junge Mann im Juni und August 2004 zwei Rolex-Armbanduhren angeboten. Dass diese offenbar gar nicht existierten, hinderte den Anbieter nicht, dennoch Geld zu kassieren - und zwar 2500 und 2285,25 Euro.
Es kam zum Abschluss von Kaufverträgen. Und die Geprellten, die glaubten, die Uhren übers Internet erworben zu haben, erstatteten Anzeige gegen den Vlothoer. Derartige Fälle von Internet-Betrug seien nichts Ungewöhnliches mehr, weiß Richterin Kurhofer-Lloyd. Allerdings sei der Betrag, um den es gehe, schon höher als bei anderen Internet-Delikten in ihrem Zuständigkeitsbereich: Typische Artikel für solche Fälle seien Handys und da komme es zu Summen von bis zu 400 Euro.
Zu den Besonderheiten von Internet-Auktionen gehört: Die Kunden können von überall her kommen. Um weite Wege und unnötige Kosten zu vermeiden, verzichtet das Gericht daher meist auf die Vorladung der Zeugen.
Klar ist aber auch, und dieser Sachverhalt führt zu der Frage, auf die auch Mark E. keine Antwort geben konnte: Bei Betrügereien im Internet kann der Urheber, an den das Geld fließt, schnell ermittelt werden. Die Spur ist nachvollziehbar. Wenn sie Angeklagte vor Gericht frage, warum sie den Betrug überhaupt versucht hätten, so die Richterin, hätten sie bisher nie eine plausible Antwort gehabt: »Sie zucken mit den Schultern.« Vielleicht locke die Aussicht auf das schnelle Geld.
Etwas Ähnliches müsse wohl der Grund sein, kann auch Wolfgang Haase, Pressesprecher der Kriminalpolizei in Herford, nur mutmaßen. Nachvollziehbar ist die Hoffnung, ungeschoren davonzukommen, nicht. Eine Zunahme der Internet-Betrugsfälle registriert auch die Polizei Herford, die die Straftaten seit dem vergangenen Jahr gesondert in der Statistik erfasst. 29 Fälle wurden demnach in 2004 angezeigt.
Darunter fallen sowohl Taten, die im Kreis Herford begangen worden sind, als auch Betrügereien, deren Opfer hier leben. Der normale Weg, so Haase: »Der Betrogene geht zur Polizei seines Ortes. Die Anzeige wird an die Tatort-Behörde weitergeleitet.«
29 Fälle in 2004: Angesichts der zahlenmäßigen Dimensionen, in denen Internet-Versteigerungen genutzt werden, warnt der Pressesprecher davor, an der Seriösität der Anbieter grundsätzlich zu zweifeln: »Bei den Betrugsfällen handelt es sich um Ausnahmen.«

Artikel vom 19.05.2005