19.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Psychologie fürs Betriebsklima

Eine etwas andere Unternehmensberatung für stimmige Beziehungen

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Betriebswirtschaft - das sind nicht nur Zahlen und Bilanzen. Aus Sicht von Barbara Heil gehören Psychologie und Betriebswirtschaft eng zusammen. Die Wertheranerin hat sich Anfang des Jahres mit der systemdynamischen Organisationsberatung »make arrangements« selbstständig gemacht. Was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach: Ein Unternehmen ist vor allem dann erfolgreich, wenn die persönlichen Beziehungen zwischen allen Beteiligten stimmen.

Barbara Heil arbeitet in ihrer etwas anderen Unternehmensberatung vor allem mit systemischen Aufstellungen - eine Methode, die in der Familientherapie verbreitet ist. Und das Wort »Aufstellen« wird wörtlich genommen. Barbara Heil fordert Mitarbeiter eines Teams, einer Abteilung oder eines ganzen Betriebes auf, sich in einem Raum zu positionieren.
»Der Standpunkt einer Person innerhalb eines Raumes im Vergleich zu anderen Personen oder ihre Körperhaltung können deutliche Aussagen über die Beziehung dieser Menschen untereinander machen«, sagt Barbara Heil. Hier zeige sich beispielsweise, welche Mitarbeiter der Chef »unterbuttert« oder ob ein Mitarbeiter sich mit seinen Kollegen nicht versteht. Heil: »Und das, ohne dass ich interpretieren muss. Die Erkenntnisse werden für alle schnell ersichtlich«, betont sie, dass die systemische Aufstellung eine effektive und kostengünstige Art der Unternehmensberatung ist.
Dennoch ist die systemische Aufstellung keine Fünf-Minuten-Sache. Beziehungsstrukturen lassen sich laut Barbara Heil häufig erst durch das Umstellen einzelner Personen detailliert aufdecken. Das sei ein Prozess. »Ich gucke, dass alle Beteiligten einen guten Platz finden. So lassen sich auch ungeahnte Eigendynamiken und Ressourcen entdecken«, erklärt die 45-Jährige. Ziel sei, für alle Beteiligten ein Lösungsbild (in der Praxis: eine Unternehmensstruktur) zu finden, in dem sie sich wohl fühlen.
Darüber hinaus bringt sie die Personen miteinander in Kontakt. Und gerade des sei häufig der Knackpunkt: »Es gibt zwischen so vielen Mitarbeitern Kontaktstörungen«, betont Barbara Heil. »Und viele Menschen haben noch nicht einmal einen Kontakt zu sich selbst.«
»Fachliche Kompetenz haben alle Mitarbeiter«, sagt die studierte Betriebswirtin. »Bei der systemischen Aufstellung geht es um die soziale Kompetenz.« So könne diese Methode der Unternehmensberatung beispielsweise das Betriebsklima verbessern, Konflikte lösen, Umstrukturierungsmaßnahmen vereinfachen, dabei helfen, Positionen angemessen zu besetzen, Nachfolgeregelungen klären oder auch das Kundenmanagement optimieren.
»Systemische Aufstellungen sind die Brücke vom Wissen zum Verstehen«, sagt Barbara Heil. Ihr gehe es in den Seminaren nicht darum, den Mitarbeitern Wissen überzustülpen. »Mir ist wichtig, dass Sozialkompetenz erfahrbar wird. Alles andere kostet Zeit, Geld und Energie.«

Artikel vom 19.05.2005