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50 000 Euro für
neue Stiftung
im Lebensbaum

83-Jährige hilft psychisch Kranken

Werther/Steinhagen (SKü). Das Geschenk der alten Dame hat Sybille Florschütz vom »Lebensbaum« zutiefst berührt. 50 000 Euro aus ihrem Privatvermögen hat die 83-jährige Charlotte Schlemme aus Steinhagen in eine Angehörigen-Stiftung für psychisch Kranke eingezahlt, die vom »Lebensbaum« treuhänderisch verwaltet wird.

Die »Lebensbaum«-Geschäftsführerin stellte gestern die neue Stiftung der Öffentlichkeit vor. Die Stiftungsgründerin war nicht zugegen, sie will persönlich lieber im Hintergrund bleiben. Dabei kann Charlotte Schlemme viel über die Arbeit mit psychisch Kranken erzählen. Die Seniorin betreut seit vier Jahrzehnten alleine ihren kranken Sohn und sie hat sich schon oft ehrenamtlich in der psychatrischen Arbeit in und um Gütersloh engagiert. Erstaunlich an dieser Stiftungsgründung: Charlotte Schlemme und der »Lebensbaum« hatten bis vor wenigen Monaten gar keinen Kontakt miteinander. Gleichwohl hatte sich die Stifterin zuvor über den in Werther beheimateten Vereins informiert, der gerade psychisch Kranken gegenüber ein besonderes Engagement zeigt.
Rund 75 Patienten des »Lebensbaum« haben den Hintergrund psychischer Erkrankung, das ist gut ein Drittel aller Klienten. Und Sybille Florschütz weiß, welch schweren Stand die Versorgung speziell dieser Gruppe hat. Die Betreuung durch die »Lebensbaum«-Mitarbeiter (18 Fachkräfte für psychische Betreuung) kann bei einer von den Kassen anerkannten Pauschale von lediglich 20,25 Euro je Einsatz (nicht je Stunde) keineswegs kostendeckend erfolgen. Ohne Spenden und Zuwendungen des Vereins wäre diese Arbeit gar nicht zu leisten gewesen. Die letzte Zuwendung von öffentlicher Seite liegt schon sechs Jahre zurück (16 000 Mark).
Mit der neuen Stiftung wird nun eine nachhaltige Arbeit mit psychisch Kranken ermöglicht. Die Zinsen des Stiftungskapitals, das als Grundstock nicht angetastet werden darf, ermöglichen beispielsweise die Finanzierung von Freizeiten für Kranke. Auch gibt es immer wieder Fälle, für die keine Kostenträger gefunden werden, denen nun im Notfall die Stiftung helfen kann. Auch sind neue Angebote wie Cafés denkbar. Charlotte Schlemme will sich jedenfalls dafür einsetzen, dass noch viele Bürger in die Stiftung einzahlen und so noch mehr Gutes für die Betroffenen geschehen kann. Sybille Florschütz zeigte sich von der großen Geste gerührt: »Ich weiß jetzt noch mehr, warum und wofür ich hier arbeite.«

Artikel vom 14.05.2005