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Die »Süße Kindheit« kann
ganz bitter schmecken

Schüler der Kreisgesamtschule bei 8. Schultheaterwoche

Von Katrin Heine
Werther/Bielefeld (WB) Das Stück »Süße Kindheit - aus der Traum« haben sie selbst geschrieben. Schüler der Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule in Werther präsentierten bei der 8. Schultheaterwoche in Bielefeld, was in den vergangenen Monaten im Fach »Darstellen - Gestalten« entstand.

Alle gehen in die selbe Klasse, aber sie haben einen unterschiedlichen Familienhintergrund, eine eigene Geschichte. Die 32 Schüler des Theaterprojektes wollen mit ihrem Stück zeigen, warum junge Menschen zu dem werden, was sie sind. Das ist den Jungdarstellern eindrucksvoll gelungen. Als vorletzte Aufführung der 8. Schultheaterwoche, die am Freitagabend zu Ende ging, nehmen sie so auch am Wettbewerb um den Wanderpreis der Theater- und Konzertfreunde Bielefeld e.V. teil. (Das Ergebnis stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.)
Ob sie regelmäßig ihre Hausaufgaben machen, mit den Lehrern flirten oder nur Sport im Kopf haben, ergibt sich oft aus der Situation, die Kinder und Jugendliche zu Hause vorfinden, so die Aussage von »Süße Kindheit - aus der Traum«. In sechs Szenen schildern die Schüler verschiedene soziale Milieus, in denen Kinder aufwachsen. Arbeitslosigkeit und Trunksucht stehen neben der übervorsichtigen Mutter mit Putzfimmel. Wo Eltern Hausaufgaben kontrollieren, lernen Kinder besser. Wenn Eltern sich mit Geld von ihrer Fürsorgepflicht freikaufen, ihren Nachwuchs sich selbst überlassen, bleibt die Schule oft auf der Strecke. Und wenn Vater trinkt und pöbelt, flüchtet sich die Tochter verzweifelt in einen Drogenrausch, um die Probleme daheim zu vergessen. In der Schule sitzen dann Streber neben Kiffern, Einkaufssüchtige neben Sportverrückten.
Auf den unterschiedlichen Familiensituationen baut sich eine spannende Handlung auf, die die verschiedenen Versuche der Kinder zeigt, auf sich aufmerksam zu machen und ihre Situation zu ändern. Doch die Geschichte macht es dem Zuschauer nicht einfach, zeigt keine Welt in Schwarz-Weiß. Ein Happyend kann hier keiner erwarten. Hier und da zeigt der Protest der Kinder aber Wirkung. Klar wird, dass Freunde oder Geschwister gemeinsam leichter die Widrigkeiten der Pubertät meistern können.
Zusammen mit ihren Lehrerinnen Michaela Berning-Tournier und Claudia Wilke erarbeiteten die Schüler ein Stück, von dem sie in Bielefeld lediglich ein Drittel zeigten. Kein Problem, die Handlung trug sich trotzdem und faszinierte das Publikum. Großer Applaus für die Darsteller und nachdenkliche Zuschauer, so endete ein interessanter Theaternachmittag.

Artikel vom 14.05.2005