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Nicht mehr nur
aufs Blech schlagen

25 Jahre Grüne - Feier mit Höhn und Bütikofer

Kreis Gütersloh (Skü). Bei den Grünen ist manches anders. Zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Kreisverbandes waren auch Spitzenvertreter der anderen großen Parteien geladen. Und die mussten sich einiges anhören, denn streckenweise wurde die Geburtstagsfeier der Grünen zu einer knackigen Wahlkampfveranstaltung.

Gleichwohl wurden die Attacken gegen Schwarz-Gelb insbesondere von NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn von den nichtgrünen Gästen ohne Widerrede gelassen hingenommen. Echte Berührungsängste gibt es schon lange nicht mehr. Und CDU-Kreisvorsitzender Ludger Kaup, der für die Grünen eigens seinen Pfingsturlaub verschoben hatte, war im angeregten Gespräch mit dem Grünen-Bundesvorsitzenden Reinhard Bütikofer zu beobachten. Um die Schwergewichte der Grünen im Wahlkampf nach Halle zu bekommen, hatte der Kreisverband seine Jubiläumsfeier eigens um ein halbes Jahr verschoben.
Knapp 200 Gäste waren am Samstagabend ins Haller Bürgerzentrum gekommen und hatten viel zu lachen bei den herrlich selbstironischen Anmerkungen des Kabarettisten Volker Surmann. Die Stichworte, die der Historiker Dr. Uwe Heckert in seinem Vortrag über die Geschichte des Kreisverbandes nannte, wie Müllkonzept oder Tschernobyl, griff Bärbel Höhn in ihrer Rede auf. »Wieviel Müllgebühren müsste der Bürger wohl heute zahlen, wenn wir Grünen nicht erfolgreich gegen die Müllverbrennungsanlage und ihre Überkapazitäten gekämpft hätten?«, fragte die Ministerin rhetorisch.
Für die bevorstehende Wiedereröffnung des »Haller Willem« bis Osnabrück sprach Höhn dem Kreisverband ihren Glückwunsch aus, ebenso lobte sie die Bauern, die die Hanffabrik in Werther voran getrieben hätten. Die A 33 bezeichnete Höhn als wichtiges Symbol dafür, wie die Grünen sich verändert hätten und zugleich an ihren alten Zielen festhielten. Die Grünen und die Umweltverbände seien auf die andere Seite zugegangen und damit sei erst Bewegung in das A 33-Projekt gekommen.
Die Ministerin warb vehement für den Ausbau erneuerbarer Energien, um weg vom Erdöl zu kommen, was auch Friedenspolitik sei. Die Gentechnik in Lebensmitteln bezeichnete sie als Risikotechnologie, die die Bauern ebenso wenig wollten wie hohe Pollenzäune um die Felder.
Gedanken über die Rolle der Grünen machte sich Reinhard Bütikofer. Vor allem das Zusammenwachsen aus unterschiedlichsten Ursprüngen habe die Grünen stark gemacht, so Bütikofer. Früher hätten die Grünen »laut aufs Blech schlagen« müssen. Heute komme es darauf an, »dass wir als Gestaltungspartei Bündnisse suchen müssen«. Gleichwohl dürften sich die Grünen nicht einbilden, dass sich die alten Kämpfe erledigt hätten wie die Atomdiskussion zeige. Für Bütikofer fragt sich, ob die Grünen weiter eine kleine Partei bleiben wollen oder ein organisches Wachstum anstreben.

Artikel vom 17.05.2005