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Von Michael Delker

Gütersloher
Wochenschauer

Perspektive muss stimmen


Das Projekt scheint sich zu einer unendlichen Geschichte auszuweiten. Erst war der geplante Neubau auf dem Konrad-Adenauer-Platz zu klotzig, dann wollten BfGT und einige Anlieger die Bebauung mit einem Bürgerbegehren verhindern und schließlich flammte auch noch im Einzelhandelsverband ein Streit über die Frage auf, ob das Geschäftshaus eine Bereicherung für die Gütersloher Innenstadt ist. Das (vorerst) letzte Kapitel wurde nun in dieser Woche aufgeklappt. Erschrocken mussten CDU, SPD und Stadtverwaltung feststellen, dass die von ihnen anvisierten Kundenmagneten überhaupt kein Interesse an dem Standort haben. Die Sozialdemokraten und ihre Fraktionschefin Ingrid Tiedtke-Strandt sehen gar die Attraktivität Güterslohs in Frage gestellt. Zweifel, die eine gewisse Blauäugigkeit offenbaren. Wer konnte ernsthaft glauben, dass »Saturn«, »Sport Scheck« & Co. Schlange stehen würden, um sich am Konrad-Adenauer-Platz einzumieten? Die Handelsgiganten bevorzugen Top-Lagen für ihre Geschäfte. Selbst Stadtbaurat Josef E. Löhr gibt zu, dass der Rathausplatz keine 1a-Lage ist. Wie schwierig es ist, die vermeintlich Großen anzulocken, hat bereits das Beispiel H & M gezeigt. Lange war das Textilunternehmen auf der Suche, bis ein geeigneter Standort gefunden war. Das Durchhaltevermögen hat sich in diesem Fall ausgezahlt. Die Stadt ist gut beraten, das Projekt nicht auf »Teufel komm raus« durchziehen zu wollen. Verkaufen kann sie ihr »Filetgrundstück« am Rathaus nur einmal - die Perspektive sollte deshalb stimmen.

Artikel vom 14.05.2005