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»Klappe« als letzte Chance

Säuglinge können anonym in der Kinderklinik abgegeben werden


Von Karin Koteras-Pietsch
Herford (WB). Wird ein Baby geboren, herrscht bei den Eltern nicht immer die ganz große Freude. Manche Mutter befindet sich aus ihrer Sicht in einer ausweglosen Situation. Für diese Mütter hat auch das Klinikum Herford jetzt auf Anregung der CDU Frauen-Union eine Babyklappe geschaffen, die in diesen Tagen in Betrieb genommen wurde.
In einer Ecke am Kinder- und Jugendkrankenhaus, die für niemanden einsehbar ist, befindet sich die »Klappe« und dahinter ein Wärmebettchen. Drei Minuten, nachdem eine verzweifelte Mutter ihren Säugling dort abgelegt und die Klappe wieder geschlossen hat, ertönt auf der Säuglingsstation ein Signal. Ärzte und Krankenschwestern kümmern sich sofort um das Kind. Einige Wochen wird das Baby dann in der Kinderklinik bleiben, bevor sich das Jugendamt um eine Betreuungsstelle bemüht.
Befürworter der Babyklappe hoffen, dass mit Hilfe dieser Einrichtung verhindert werden kann, dass eine Mutter ihr ungewolltes Kind tötet. Ihr soll die Möglichkeit gegeben werden, ihr Neugeborenes absolut anonym abzugeben. »Außerhalb des Gebäudes wurde ein Sichtschutz angebracht und auch im Bereich der Klappe seien keine Kameras«, sagte Dr. Rolf Muchow. Der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik sieht die Klappe als letzte Chance, ein Kind wegzugeben, und hofft, dass die Frauen vorher alle Möglichkeiten der Hilfe und Beratung ausschöpfen.
In der Klappe am Klinikum liegt ein Informationsblatt für die Mütter in deutscher, englischer, türkischer, polnischer und russischer Sprache. Telefonnummern von zwei Mitarbeitern des Jugendamtes sind dort angegeben für die Frauen, die Beratung und Unterstützung suchen, die jemanden brauchen, der ihnen zuhört.
So wird mit der Klappe die Möglichkeit genutzt, ganz deutlich auf verschiedene Beratungsangebote oder beispielsweise auch auf eine mögliche Adoption hinzuweisen.
Letztlich bleibt bei allen Beteiligten die Hoffnung, dass die Babyklappe nie in Anspruch genommen wird, denn die Klappe solle auf keine Fall eine Alternative zu den weit besseren Lösungsmöglichkeiten sein.

Artikel vom 14.05.2005