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Mit 60 Euro in den Schwarzwald

Dudek fand's »hektisch« und »tierisch« - Kappes kündigt Karriereende an

Von Dirk Heidemann
Gütersloh (WB). Als die Siegerehrung der 27. Volksbank-City-Nacht noch in vollem Gange war, stand David Dudek bereits warm eingepackt auf der Rückseite des Podiums hinter der großen Sponsorenwand mit gebückter Haltung am geöffneten Kofferraum seines Dienst-Kombis und ließ sich die Rückennummer abnehmen.

Platz sechs im Vorjahr, nun wieder Rang sechs für den 19-Jährigen. Doch ganz zufrieden schien das Aushängeschild des RSV Gütersloh nicht zu sein, wenngleich er den rund 4000 Zuschauern an der Strecke zumindest im Derny bis fünf Runden vor Schluss das von seinem Verein so sehnlichst erhoffte Spektakel geboten hatte und das Feld anführte. Viel mehr haderte Dudek dann auch mit dem vorausgegangen Kriterium über 70 Runden. »Eigentlich hatte ich mich ganz gut gefühlt. Aber es war sehr viel Hektik im Feld, so dass ich bei den Wertungen nicht zum Zug kam. Meine Attacken verpufften wirkungslos«, erklärte der Elite-A-Fahrer, der auch sein letztes Ziel verfehlte: »Ich wollte bei der Schlusswertung unbedingt die doppelte Punktzahl holen, doch das Tempo war tierisch hoch.«
Null Zähler also in der »Quali«, per Wildcard rutschte Dudek aber doch noch ins Derny-Finale. Hier war gegen die geballte Routine seiner Konkurrenten allerdings einfach kein Kraut gewachsen. Immerhin konnte der Student 60 Euro an Sonderprämien einsacken. »Da fehlt es mir einfach noch an Erfahrung«, gestand Dudek, der sich im Anschluss an die »Nacht« sofort in Richtung Schwarzwald auf den Weg machte, wo sein Onkel bereits auf ihn wartete. 160 Rennkilometer standen dann am Pfingstsonntag in Merdingen auf dem Programm, am gestrigen Montag spulte David Dudek noch 150 Kilometer in Willingen-Schwenningen ab.
Ein noch härteres Pfingstprogramm hatte der nunmehr alleinige Gütersloher Rekordsieger Andreas Kappes zu absolvieren. Bocholt, Oberhausen, Köln-Worringen und am heutigen Dienstag der Odenwald - so lauteten die nächsten Stationen des unverwüstlichen Sechs-Tage-Spezialisten, der an der Dalke seinen zweiten Saisonsieg nach seinem Triumph in Nürnberg einfuhr. »Keine Ahnung, wann ich meine Karriere beenden werde. In einem Jahr oder in zwei - ihr werdet es kurzfristig von mir erfahren«, verriet »König Kappes«, der das Derny am Hinterrad von Schrittmacher Matthias Acker zunächst gemächlich anging und lange Zeit mit dem später drittplatzierten Malte Urban das Ende des Feldes zierte. »Eigentlich ist die Taktik in Gütersloh, von vorne weg zu fahren. Doch ich habe hinten erst ein bisschen im Verkehr gestanden«, griente der viermalige »Nacht«-Gewinner, der immer noch Respekt vor der Strecke hat: »Wenn du hier zu zweit nebeneinander mit 50 Sachen in die Kurve gehst, dann wird dir schon etwas mulmig.«
Am Ende hatte der Routinier dann aber doch wieder die Nase vorn und sparte nicht mit Lob für seinen Mannschaftskameraden Frank Klein, der das Kriterium für sich entschieden hatte, nachdem er Mitte des Rennens gemeinsam mit Lars Teutenberg (Team Sparkasse Bonn) aus dem Feld weggesprungen war: »Frank ist sehr stark gefahren, denn es ist in Gütersloh unheimlich schwierig, die Konkurrenten abzuhängen. Aufgrund dieser Qualitäten habe ich ihn auch zu uns ins Team König Pilsener geholt.«

Artikel vom 17.05.2005