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Die wichtigste Ernte

Erster Grasschnitt sichert Futter für den nächsten Winter


Kreis Gütersloh (WB). Im Kreis Gütersloh sind die Bauern in nächster Zeit wieder mit Schleppern und Erntemaschinen in den Wiesen zu sehen. Der Grund für diese Betriebsamkeit: Sie ernten den »ersten Grasschnitt«. »Das Gras, der erste Aufwuchs in diesem Jahr, wird gemäht und als Futter für die Rinder eingefahren«, erklärt Arnold Weßling, Milchausschussvorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und Kreisverbandsvorsitzender Gütersloh.
Luftdicht verschlossen und gutkonserviert sorgt die so genannte Silage für eine ausgewogene Ernährung der Tiere. Weßling: »Dies ist die wichtigste Ernte für Milchviehbetriebe, da sie die Grundfuttersicherung für den nächsten Winter darstellt.«
Ein alte Faustregel heißt: Gemäht wird, wenn das Gras »Bierflaschenhöhe« hat. Das Grundfutter für Milchkühe muss genau im richtigen Moment geschnitten und konserviert werden, damit der bestmögliche Kompromiss aus Qualität und Menge erreicht wird. »Wird zu lange mit der ersten Mahd gewartet, fangen die Gräser an zu blühen«, erläutert Weßling. Mit der Folge: Das Gras wird hart, der Rohfasergehalt des Grünfutters steigt und ist damit weniger gut verdaulich. Für die Silage bleibt das gemähte Gras einen Tag lang liegen, damit es antrocknet. Die Betriebe brauchen nun eine besonders »große Schlagkraft«, um das Gras schnell einfahren zu können. Diese Arbeit vergeben viele Landwirte an Lohnunternehmer. »Luftdicht verpackt ist die Silage dann bis zum nächsten Frühjahr haltbar«, so der Vorsitzende. Wie geschieht das? Abgeschlossen von der Luft läuft der Gärungsprozess ab. Er ist vergleichbar mit den Prozessen, die sich bei der Herstellung von Sauerkraut abspielen. Die luftscheuen Milchsäurebakterien sorgen dafür, dass schädliche Organismen - wie Butter- und Essigsäurebakterien - abgetötet werden.
Im Gegensatz zum Heu, das später geerntet wird und bei dem der Wassergehalt des Schnittgutes durch Wind und Sonne von ursprünglich 85 Prozent auf etwa 15 Prozent gesenkt wird, liegt der Wasseranteil bei der Grassilage noch bei 60 bis 70 Prozent. »Wichtig ist, dass das Grünfutter weder zu nass noch zu trocken ins Silo gefahren wird«, betont der Vorsitzende. Für einen optimalen Gärungsprozess ist neben dem richtigen Vorwelkgrad zwischen 30 und 40 Prozent Trockensubstanz, auch eine gute Verdichtung durch Festfahren mit schweren Arbeitsmaschinen wie Schlepper oder Radlader und eine luftdichte Abdeckung mit Folie erforderlich.

Artikel vom 20.05.2005