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Sein Lebenswerk ist die Heimatpflege

Chronist Franz Fromme wird heute 95 - Geschichten und Gedichte verfasst

Von Ingo Schmitz
Lüchtringen (WB). Franz Fromme hat -Êim wahrsten Sinne des Wortes - Geschichte aber auch Geschichten geschrieben. Seit 1952 sorgt der Lüchtringer als Ortsheimatpfleger unter anderem für die Aufarbeitung der Historie des Heimatortes und darüber hinaus. Heute, Dienstag, vollendet der rüstige Pensionär das 95. Lebensjahr.

Langeweile kennt Franz Fromme nicht. Sein Leben lang hat er in seiner Freizeit gelesen, gemalt, Balladen verfasst, Sagen niedergeschrieben oder auch gedichtet. Mit erstaunlicher Konzentration und Ehrgeiz sitzt er noch immer regelmäßig über alten Urkunden und Aufzeichnungen, um sie auszuwerten.
Doch damit nicht genug: Der vielseitig Interessierte schreibt seine Erkenntnisse für die Nachwelt auf -Êund das in einem verständlichen Sprachstil, so dass jeder Leser Lust bekommt, sich mit der Vergangenheit zu befassen. Erst im vergangenen Jahr gab der Heimat- und Verkehrsverein Lüchtringen Frommes Festschrift zum 1150-jährigen Bestehen des Weserortes heraus, die der Pensionär eigens verfasst hatte.
»Und so lange es irgendwie geht, werde ich auch die Lüchtringer Ortschronik fortführen«, berichtet der Altersjubilar, der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Jahr für Jahr die Ereignisse aus dem Ortsgeschehen in einem fast 200 Jahre alten Buch handschriftlich niederlegt. Selbst die Kriegsjahre, die in der Chronik fehlten, hat er recherchiert und nachträglich ergänzt. Für seine herausragenden heimatpflegerischen Leistungen wurde dem 95-Jährigen im Jahre 1997 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Der Altersjubilar ist unter anderem Autor des Buches »Lüchtringen -ÊGrenzdorf zwischen Weser und Solling«, eines bekannten Weserliedes sowie der Ballade über den »Wilden Jäger Hackelberg«. »Hinzu kommen zahlreiche Texte, die in Mappen nur darauf warten, veröffentlicht zu werden. Viele Sagen aus der Region würden sonst in Vergessenheit geraten«, meint der Altersjubilar, der immer noch leidenschaftlich gern kocht und backt.
Franz Fromme wurde am 17. Mai 1910 als ältestes Kind eines Postschaffners (Briefträger) in Lüchtringen geboren. »Nach dem Abitur wollte ich gern Lehrer werden«, berichtet der Lüchtringer. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit im Land konnte der Wunsch aber nicht umgesetzt werden und so begann er eine Ausbildung beim Amt Höxter Land. »Damals erlebte ich mit, wie die Arbeitslosen mit Knüppeln auf uns zu stürmten, weil wir keine Schuhe verschreiben konnten und die Menschen Holzschuhe tragen sollten«, erinnert sich der 95-Jährige an unruhige Zeiten. Im Krieg wurde er in Frankreich und Russland verwundet.
1952 folgte die Ernennung zum Stellvertreter des Direktors des Amtes Höxter Land. Als stellvertretender Gemeindedirektor war er für elf Gemeinden zuständig. 1973 folgte die Pensionierung.
Seine Frau Luzia, die er 1939 heiratete, starb im Jahre 1998. Am heutigen Ehrentag gratulieren ihm sechs Kinder, zwei Schwiegerkinder, fünf Enkel und vier Urenkel zum 95. Geburtstag. Den besten Wünschen schließt sich das WESTFALEN-BLATT an.

Artikel vom 17.05.2005