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Reise in unbekannte Welten

Peter Woitschikowskis »Microcosmica« zeigt den Blick auf das Kleinste

Gütersloh (joz). An Naturlandschaften erinnernde, mikroskopische Bilder sind seit Dienstag in der Stadtbibliothek in einer Fotoausstellung zu bestaunen. Meisterfotograf Peter Woitschikowski lud während der Ausstellungseröffnung zu einer Diaschau ein.

Er erläuterte seine langjährige Tätigkeit in der mikroskopischen Fotografie und drückte seine Hochachtung gegenüber Professor Manfred Kage aus. »Professor Kage war mit seinen fantastischen Motiven ein Wegbereiter aller nachfolgenden Mikroskopiker.«
Der 1957 in Gütersloh geborene Woitschikowski hat sich ebenfalls dem Sichtbarmachen jener Landschaften hingegeben, die mit bloßem Auge nicht mehr zu sehen sind. »Wo für die Menschen das Sehen aufhört, fängt meine Kreativität erst an«, teilte er mit und will sich nicht nur der Wissenschaft verschrieben haben. Letztere diente ihm allerdings, seinen Ergebnissen aus jahrelanger mikroskopischer Suche Ausdruck zu verleihen.
Der Titel »Microcosmica« bezieht sich auf die gefundenen Motive des Fotografen. »Es ist als fände sich das Große im Kleinen wieder«, berichtete Woitschikowski, der seine Landschaftsbilder nach gestalterisch-ästhetischen Gesichtspunkten entwickelt hat. Er hat Mikrokristalle bildende chemische Substanzen wie Schwefel, Koffein oder Vitamin C nach einem speziellen Schmelzverfahren unter dem Mikroskop fotografiert. Eine 100-fache Vergrößerung entstand im Kleindiaformat. Die vollendeten Fotoposter weisen eine 2000-fache Vergrößerung auf. Was zeigte sich? An Naturlandschaften erinnernde Bilder. Den unterschiedlichen Grundsubstanzen wohnte bei entsprechender Beleuchtung eine herrliche Farbenpracht inne. Der Eindruck entstand, dass bis in die kleinsten molekularen Zusammenhänge die Farbigkeit höchste Priorität zu haben scheint. Bei mikroskopisch vergrößertem Schwefel traten die Farben Rot und Grün komplementär auf. Mit Vitamin C entstanden unzählige Variationen in der Regenbogenfärbung. Außerdem zeigten sich immer wieder ähnliche Formprinzipien in diesen Fotoaufnahmen. Das Dreieck, der Kreis oder Punktuelles, das Kreuz und strahlförmig gerade oder gebogene Linien wie Flächen wurden immer wieder sichtbar.
Ist denn die Stofflichkeit auf prinzipiellen Grundmustern aufgebaut, die sich in unterschiedlichen Variationen stets erneut zeigen? »Die Strukturen haben einerseits geometrischen und sogar symbolischen Charakter, andererseits gibt es chaotische Aspekte«, antwortete Woitschikowski. Die noch wichtigere Antworten in sich bergende Frage jedoch bleibt: Sind Symbole wie das Dreieck, das Kreuz oder der Kreis Urformen, die sich der Mensch nicht nur ausgedacht hat?
Die Ausstellung »Microcosmica« dauert bis zum 4. Juni und kann während der üblichen Öffnungszeiten der Stadtbibliothek dort angeschaut werden.

Artikel vom 13.05.2005