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Papierflieger im
kuriosen Chaos

Grünen-Kreisverband 25 Jahre alt

Altkreis Halle (SKü). Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen feiert heute, Samstag, sein 25-jähriges Bestehen. Zur Feierstunde für geladene Gäste ab 18.30 Uhr im Haller Bürgerzentrum Remise werden der Bundesvorsitzende Reinhard Bütikofer und die NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn erwartet.

Wenn die Grünen Geburtstag feiern, ist das immer etwas anders als bei anderen Parteien. So gibt es Livemusik, einen Kabarettauftritt von Volker Surmann und einen Rückblick auf grüne Geschichte im Kreis durch den Historiker Dr. Uwe Heckert, der auch kabarettistische Einlagen zu versprechen scheint. Denn was Heckert im Parteiarchiv entdeckt hat, entbehrt nicht einer gewissen Komik.
Bei der Gründungsversammlung am 19. Dezember 1979 in der Gaststätte »Postillion« in Gütersloh-Isselhorst waren von 26 Mitgliedern zehn an dem Abend beigetragen. Der erste offizielle Haushalt des Kreisverbandes schloss bei Einnahmen von 50 Mark und Ausgaben von 47,70 Mark mit einem Plus von 2,30 Mark ab. Den ersten Vorstand bildeten Ruth Winkler (Halle), Hans-Werner Senft (Werther) und Heinrich Ostermann (Gütersloh).
Der erste Grünen-Ortsverband in ganz OWL wurde übrigens 1980 in Werther gegründet. Heute gibt es in fast allen Kommunen des Kreises grüne Ortsverbände, bis auf Verl - dort hat's bis heute nicht geklappt. Fußend auf den vier politischen Grundsäulen (Ökologie, soziale Gerechtigkeit, Basisdemokratie und Gewaltfreiheit) erwiesen sich die Grünen früh als debattierfreudige Gemeinschaft mit leichtem Hang zum Chaos wie das Protokollzitat einer Kreisvorstandssitzung 1987 verdeutlicht: »...anschließend unvollständiges, wirres, inhaltlich und akustisch schwer verständliches Gebrabbel, bei alten Männern immer wieder vorkommend«.
Amüsant auch alte Einladungen zu Mitgliederversammlungen, die mit der Anrede »Geliebtes Mitglied« begannen. 1984 zogen die Grünen erstmals in den Kreistag und auch Stadträte ein. Bei der ersten Kreistagssitzung sorgten die Grünen gleich mit ihrem ersten Antrag für Aufsehen. Sie beantragten nämlich die Vertagung der Sitzung. Warum? Sie wollten zur Friedensdemo nach Bonn. Außerdem sorgte der Papierflieger eines Grünen für einen Eklat. Die fliegende Bastelarbeit verletzte nach Auffassung der Mehrheit die Würde des Kreistages.

Artikel vom 14.05.2005