14.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Spenden-Streit:
Rat stellt sich
hinter Runge

Flutopfer-Hilfe in der Kritik

Von Hanne Reimer
Büren (WV). Als am zweiten Weihnachtstag des vergangenen Jahres die schrecklichen Bilder von der Flutkatastrophe in Asien um die Welt gingen, hatten viele Menschen spontan den Wunsch zu helfen. So ging es auch Bürens Bürgermeister Wolfgang Runge. Kurz entschlossen stellte er den heimischen Maltesern aus dem Gewinn des Wasserwerks die Summe von 5000 Euro zur Verfügung - und steht dafür nun in der Kritik.

Der Malteser Hilfsdienst engagierte sich im Katastrophengebiet für die Wasseraufbereitung. Gerade Geld aus dem Wasserwerk für diesen Zweck zu spenden, das mache Sinn, so Runges Überlegung, die er am Donnerstagabend vor dem Rat wiedergab. Der kaufmännische Werksleiter, Kämmerer Franz Meis, habe ihm seine Ansicht bestätigt, dass es juristisch möglich sei, das Geld zur Verfügung zu stellen.
Anders sieht das der ehemalige Kreiskämmerer und Bürener Bürger Josef Füser. Er kritisierte gegenüber dem Bürgermeister und den Ratsfraktionen die fehlende Zustimmung des Rates zu der Spende. Es könne nicht angehen, dass Runge eine solche Frage im Alleingang entscheide und so den Bürgern die Entscheidung abnehme, ob ihr Geld für diesen Zweck verwendet werden soll.
Schützenhilfe bekommt Füser von der FDP-Ratsfraktion, die ebenfalls der Ansicht ist, das Spenden hätte in der Entscheidungsfreiheit der Bürger liegen sollen. Zur Finanzierung der Spende beantragte Fraktionsvorsitzender Franz Voß, dass die Ratsmitglieder auf die ihnen zustehenden Fahrtkosten verzichten - scheiterte jedoch mit diesem Vorschlag an der Ratsmehrheit.
»Das kann doch nur scherzhaft gemeint sein«, vermutete CDU-Ratsherr Fritz Lüke. Schließlich machten die Ratsmitglieder ihre Fahrtkosten gar nicht geltend. Marco Sudbrak von der SPD nannte diesen Deckungsvorschlag »abenteuerlich«. Nicht zustimmen mochte er allerdings Lükes Vorschlag, der Rat solle dem Bürgermeister den Rücken stärken und in einem Beschluss feststellen, dass er mit der Bereitstellung des Geldes im Sinne des Rates gehandelt habe. Vielmehr, so Sudbraks Ansicht, sollte die Entscheidung des Werksausschusses abgewartet werden. Der hat nämlich im kommenden Jahr, wenn die Jahresrechnung 2005 des Wasserwerks auf der Tagesordnung steht, auch die Aufgabe, die Verwendung des Gewinns zu billigen oder abzulehnen.
Doch die Ratsmehrheit schloss sich schließlich dem Vorschlag von Fritz Lüke an, der dazu riet, das Problem so aus der Welt zu schaffen. »Wir haben doch wirklich andere Probleme«, meinte der Christdemokrat kopfschüttelnd und ging damit wohl konform mit SPD-Ratsherr Dr. Wigbert Hillebrand, der die Diskussion »beschämend« nannte.

Artikel vom 14.05.2005