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Raser bekommen rote
Karte von den Kindern

Grundschüler aus Eidinghausen als Verkehrswächter

Von Wolfgang Döbber
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen-Eidinghausen (WB). So sieht praktische und pädagogische Polizeiarbeit in Bad Oeynhausen aus: 28 Schüler der Klasse 4c der Grundschule Eidinghausen kontrollierten am Freitagvormittag zusammen mit den Polizeibeamten Ralf Bohnenkamp, Reiner Barg und Rudolf Peithmann die Tempo-30-Zone auf der Kirchbreite direkt vor der Schule.

Den Negativrekord der Raser stellte eine Frau mit gefahrenen 61 Stundenkilometern auf. Uneinsichtig sei sie auch noch gewesen, sagten die Polizeibeamten. Es blieb jedoch bei einer mündlichen Ermahnung.
Die alljährliche Aktion traf auch dieses Mal wieder auf motivierte Schüler der Grundschule Eidinghausen. Begleitet wurden die aufmerksamen Verkehrswächter von der Sachkundelehrerin Anne Sboron und der Klassenlehrerin Stephanie Niederbremer.
In den Unterrichtsstunden zuvor hatten die Schüler grüne und rote Karten und Schilder gebastelt, die pädagogisch schnell Verwendung fanden. Die rote Karte gab es für die Raser, die in der Tempo-30-Zone mit mindestens 40 Sachen unterwegs waren, die grüne Karte für die rücksichtsvollen Lenker, die bis zu 35 gemessenen Kilometern die Signalanlage vor der Schule passierten.
Dort wachten Moritz und Laura noch mit einigen Schulfreunden und dem Beamten Rudolf Peithmann, mit einem Funkgerät bewaffnet. Ein kurzer Blick auf die angezeigten Kilometer - und flugs wurde das Fahrzeug per Funk von Moritz an die Beamten Barg und Bohnenkamp weitergeleitet, die den Verkehrsteilnehmer auf den Parkplatz gegenüber der Schule winkten. Dort warteten die übrigen Schüler, um die »Sünder« mit der roten Karte zu ermahnen oder die »Tempo 30« beachtenden Fahrer zu loben. »Sie sind ein Vorbild für die anderen Vekehrsteilnehmer«, stand da unter anderem zu lesen.
Es ging um 8.30 Uhr gleich mit zwei roten Karten los. Axel Friedrichsmeyer hatte gut 41 Sachen auf dem Tacho, versprach aber Vanessa, hier künftig 30 Kilometer fahren zu wollen. Mit Tempo 54 ging dann Christel Rohlfing ins Netz. »Ich wollte wohl ein wenig zu schnell zur Arbeit, tut mir leid«, seufzte die Angestellte der Druckerei einsichtig.
Doch mit der Zeit verteilten sich die Parteien der Temposünder und Tempokenner: Julika Steinbrink aus Bad Oeynhausen erhielt für Tempo 33 eine Belobigung von Reiner Barg und Vanessa aus der Klasse 4c. Dann rauschte mit 61 Sachen die Spitzenreiterin heran - und zeigte sich trotz einer diplomatischen Mahnung uneinsichtig.
»Doch in der Regel machen diese Kontrollen Eindruck, die Mehrheit zeigt sich vernünftig und ist selbst ein wenig erschrocken«, weiß Ralf Bohnenkamp aus Erfahrung. Und als die Schüler hörten, dass so ein zackiges Tempo rund 80 bis 100 Euro kosten würde, schluckten sie und staunten. »Mein Vater wurde nur einmal geblitzt, in Berlin«, berichtete Sarah. »Diese Verbindungstraße zwischen den Ortsteilen lädt zum Rasen ein. Daher sind diese Konrollen immer wieder sinnvoll«, berichtet Ralf Bohnenkamp. Der kleine Schreck im Blick der »Raser« hat jedenfalls Eindruck hinterlassen bei den Grundschülern. Zum Schluss hatten die Raser in der Statistik jedoch die Nase knapp vorne.

Artikel vom 14.05.2005