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Ein evangelischer
Konrektor möglich

Junker: Generalvikariat »gesprächsbereit«

Schloß Holte-Stukenbrock (ms). Das Generalvikariat im Erzbistum Paderborn ist bei der Konfession eines möglichen Konrektors für die katholische Grundschule Stukenbrock gesprächsbereit. Das sagte Schulverwaltungsamtsleiter Olaf Junker am Donnerstag beim Informationsabend, zu dem Schulpflegschaftsvorsitzender Mathias Mirwald eingeladen hatte. Der möchte die katholische Bekenntnisschule umwandeln in eine Gemeinschaftsschule.

Junker berichtete, dass sich auch die Bezirksregierung damit anfreunden könnte, trotz gegensätzlich lautendem Schulgesetz, nach dem die Schulleitung (Rektor und Konrektor) einer katholischen Grundschule auch dem katholischen Glauben angehören müssen. »Ich werde Generalvikariat und Bezirksregierung in die Pflicht nehmen«, sagte Junker. »Die Stelle wird jetzt das dritte Mal ausgeschrieben«. Dann, so Schulrätin Barbara Sommer, könnten sich Lehrer mit katholischer oder evangelischer Konfession bewerben, allerdings nicht Menschen ohne Bekenntnis oder einer weiteren religiösen Richtung.
Die Arbeit des Konrektors, die seit knapp zwei Jahren unbesetzt ist, so berichtete Schulleiterin Christine Weiß, werde zurzeit auf die Schultern aller Kollegen verteilt. »Das ist eine Zeit lang zu bewältigen. Ihre Kinder leiden keinen Mangel. Aber wir müssen auf unsere Gesundheit achten.« Eine Lehrerin wurde deutlicher: »Die Kollegen machen Überstunden, die nicht bezahlt werden. Wir haben einen pädagogischen, keinen Verwaltungsauftrag.«
Auf Nachfrage sagte Barbara Sommer, dass die Lehrerzahl jedes Jahr neu nach Zahl der Schüler festgelegt werde. Rektoren und Konrektoren werden als Lehrer gezählt, sie sind nicht freigestellt. »Wenn heute eine Konrektorin von außerhalb eingestellt wird, ist morgen eine Lehrerstelle weg.« Wird die Konrektorenstelle aus dem bestehenden Kollegium besetzt, übernimmt der Konrektor zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit Verwaltungsaufgaben - und wird dafür bezahlt. »Die Bezahlung an einer großen Schule ist gut. Ein Konrektor könnte so viel verdienen wie ein Rektor an einer kleineren Schule«, so Sommer. Christine Weiß dankte Mathias Mirwald, die Diskussion angestoßen zu haben. »Es geschah in der Motivation, uns zu entlasten.«
Mirwald sagte, sein Vorschlag, die Grundschule in eine Gemeinschaftsschule umzuwandeln, sei kein Angriff auf die katholische Kirche. Faktisch sei sie schon eine Gemeinschaftsgrundschule. Träger sei in beiden Fällen die Stadt. Die Kirche beteilige sich nicht mit Geld, verhindere aber, dass ein anderer als ein katholischer Konrektor eingestellt werden könne. Pfarrer Bernhard Hamich: »Ich möchte keinen Schulkampf mit vielen Emotionen. Es ist richtig, dass nur 223 von 507 Schülern katholisch sind. Ob eine Umwandlung die Besetzung erleichtert, bezweifle ich.« Ihm sei das ökumenische Klima wichtig. »Werte sind gefragt, um nicht eine wertlose Schule zu haben.« Barbara Sommer erinnerte an die gewachsene Struktur der ortsteilnahen Bekenntnisgrundschule. »Wie wichtig ist Ihnen das katholisch an dieser Schule? Mir ist es wichtig, dass Sie sich zum Bekenntnis der Schule bekennen. Die Gemeinsamkeiten der Schulformen sind größer als das Trennende.«

Artikel vom 14.05.2005